Bern im Hochzeitsfieber

«Ringe vergessen ist der Klassiker»: Zivilstandsbeamter über die stressigste Zeit des Jahres

24.06.2023, 12:14 Uhr
· Online seit 16.06.2023, 09:23 Uhr
Sommerzeit ist Heiratszeit: Entweder heiratest du selbst, bist an einer Hochzeit eingeladen, oder kennst jemanden, der eine besucht. Alle Hände voll zu tun hat aktuell Christian Kocher. Er leitet das Zivilstandesamt Bern-Mittelland, ist seit 20 Jahren in der Branche tätig und plaudert im Interview aus dem Nähkästchen.
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BärnToday: Wenn ich heute spontan heiraten möchte, ist das möglich?

Christian Kocher: In der Regel ist das Eingehen einer Ehe ja nicht etwas, dass man am Morgen beschliesst und am Nachmittag dann macht. So spontan sind bei uns kaum Termine frei. Auch kann man nicht einfach zum Zivilstandesamt hingehen und heiraten wollen. Zuerst muss das Brautpaar ein Ehevorbereitungsverfahren durchlaufen. Wichtig ist, sich immer beim Zivilstandesamt des eigenen Wohnsitzes zu melden. Dort reicht man dann ein Gesuch ein. Alles in allem muss man genügend Zeit einplanen, denn dieser Prozess kann dauern. Insbesondere die Prüfung ausländischer Urkunden benötigt je nach Situation viel Zeit.

Was ist das Ehevorbereitungsverfahren genau?

Das Ehevorbereitungsverfahren ist nicht zu verwechseln mit der Trauung. Es kommt vor, dass ein Brautpaar aufgetakelt zum Termin erscheint, aber dann noch gar nicht getraut wird. In diesem Verfahren müssen die Eheleute je eine Erklärung über die Voraussetzungen für die Eheschliessung abgeben.

Lernt man im Ehevorbereitungsverfahren denn, wie man als Paar eine Ehe zu führen hat?

Nein. Wir stellen bloss einige Fragen und prüfen die Voraussetzungen für die Eheschliessung. Zum Beispiel, ob die Eheleute nicht miteinander verwandt sind. Oder aber, ob sie nicht bereits verheiratet sind oder wenn sie es schon mal waren, die Ehe wieder aufgelöst ist.

Eine spontane Hochzeit ist zwar nicht möglich – gibt es aber noch freie Termine im 2023? 

Wenn man an einem bestimmten Ort für die Trauung oder an einer bestimmten Zeit hängt, dann wird es unter Umständen schwierig, noch einen Termin zu finden. Aber wenn die Leute flexibel sind, dann können wir auch in diesem Jahr noch vieles möglich machen.

In einem Lokal führen wir an einem normalen Freitag pro Morgen und pro Nachmittag je sechs Trauungen durch. Das passiert im Halbstundentakt.

Was ist eine sogenannte «Notfallhochzeit»?

Das bedeutet, dass wir eine Trauung schneller durchführen als normal. Bei Notfällen versuchen wir, sofort auszurücken. Ein Notfall heisst, wenn jemand in Lebensgefahr schwebt – sich im Sterben befindet. Dann lassen wir alles fallen. Irgendjemand findet sich für solche Szenarien dann schon bei uns, der so einen Einsatz spontan übernehmen kann.

Das muss ein ziemlich emotionaler Moment sein. Was sonst bewegt sie in all den Jahren als Zivilstandesbeamter noch?

Wenn die Stimmung passt und es einen berührt, dann werde ich manchmal noch immer emotional. Wenn das Brautpaar viele Freudentränen weint, dann kann auch ich ab und an ein Tränchen nicht unterdrücken. Auch den anderen Mitarbeitenden geht das so.

Zum Schluss ein paar Knigge-Regeln eines Experten: Was sind die Dont's während einer Trauung?

An der eigenen Hochzeit zu spät erscheinen. Oder aber die Ringe vergessen – das ist der Klassiker. Auch dass ein Handy in die feierliche Zeremonie hineinläutet kommt immer mal wieder vor.

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veröffentlicht: 16. Juni 2023 09:23
aktualisiert: 24. Juni 2023 12:14
Quelle: BärnToday

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