Umfahrung Aarwangen

«Wir können es uns in der Landwirtschaft nicht leisten, uns zu entzweien»

08.03.2023, 16:08 Uhr
· Online seit 08.03.2023, 07:01 Uhr
Die Diskussionen zur Umfahrung Aarwangen haben am Sonntag ein Ende. Dann wird darüber abgestimmt. Das sagen Vertreterinnen und Vertreter beider Seiten zum umstrittenen Geschäft.
Anzeige

Die Berner Stimmberechtigten stimmen am Sonntag darüber ab, ob eine neue Umfahrung um Aarwangen finanziert werden soll. Für Andreas Schüpbach, Landwirt und SVP-Grossrat, ist klar: Der Verkehr nimmt stetig zu und auch die Landwirtschaft braucht immer mehr Strassen, um Heu oder Gerätschaften zu transportieren – gerade in den Randregionen. Er findet also: Der Kanton muss handeln und neue Verkehrswege schaffen, um die alten entlasten zu können.

«Wir müssen Massnahmen ergreifen»

Doch nicht alle Landwirte sind auf Schüpbachs Seite. Widerstand gibt es besonders von den Landwirten, deren Land von der geplanten Umfahrung direkt betroffen ist. Er verstehe diese Meinung und ihm sei es wichtig, einen offenen Dialog zu führen:

Jeder verlorene Meter an Kulturland sei schade. Schlussendlich sei Schüpbach aber als Grossrat und Vertreter des Kantons dazu verpflichtet, eine Gesamtbeurteilung über die Verkehrslage zu machen. Und durch diese werde ihm klar: «Solange der Verkehr stetig zunimmt, müssen wir Massnahmen ergreifen.»

«Emmentalwärts» weniger umstritten

Der Landwirt gibt zu den Abstimmungen auch eine Prognose ab: «Im Oberaargau könnte es eine knappe Kiste werden.» Es komme aber ganz darauf an, wie die anderen Wahlkreise mobilisieren können, wie er betont. Wie die Abstimmung gesamtkantonal oder in den Städten ausgeht, könne Schüpbach nicht beurteilen. Er gehe aber davon aus, dass der Kredit für die Umfahrung Aarwangen in den Städten grossmehrheitlich abgelehnt wird.

Die Abstimmungsvorlage «Emmentalwärts» sieht er unumstrittener. Denn die Verkehrsprobleme seien im Emmental noch grösser und für die angedachte Sanierung brauche es zudem weniger Land.

Schüpbach hofft, dass die Diskussion sachlich und fair weitergeht – auch nach den Abstimmungen. Denn für ihn ist klar: «Wir können es uns in der Landwirtschaft nicht leisten, uns zu entzweien.» Er sei froh, fällt am Sonntag eine Entscheidung.

Nicht die beste Lösung

Christine Badertscher, die Präsidentin des Oberaargauer Bauernvereins, sei ganz «kribbelig» auf den kommenden Sonntag. Der Oberaargauer Bauernverein hat eine klare Nein-Parole bezüglich der Umfahrung Aarwangen getroffen, obschon man am Anfang der Planung noch dafür gewesen sei, sagt Badertscher. Man fühle sich als Landwirtschaft nicht ernst genommen.

Die Meinungen über die beste Lösung gehen auseinander, sagt Badertscher weiter. Für den Oberaargauer Bauernverein sei aber immer klar gewesen, dass die Umfahrungsstrasse besser durch den Bannwald geführt werden müsste. So würden weniger Felder zerschnitten und es wäre weniger Kulturland betroffen, sagt Christine Badertscher. Der Bannwald ist aber geschützt.

Natürlich brauchen auch die Bauern und Bäuerinnen gute Strassen. Mit dem bestehenden Projekt werde das Problem aber einfach verlagert, sagt Christine Badertscher. So müsse man später zum Beispiel in Bützberg wieder eine Entlastung bauen. Man müsse sich überlegen, wie man ganz allgemein mit dem Mehrverkehr in der Region umgehen wolle.

Eine Abstimmungsprognose möchte Christine Badertscher nicht abgeben. Sie hofft auf ein Nein, kann sich aber auch vorstellen, dass der Oberaargau ablehnt, der Rest des Kantons Bern aber Ja sagt.

veröffentlicht: 8. März 2023 07:01
aktualisiert: 8. März 2023 16:08
Quelle: 32Today

Anzeige
Anzeige
32today@chmedia.ch