Mittelland
Olten / Zofingen

300 Mitarbeitende betroffen: Benteler Steel/Tube schliesst Produktion per Ende Jahr

Rothrist

300 Mitarbeitende betroffen: Benteler Steel/Tube schliesst Produktion per Ende Jahr

21.02.2023, 18:57 Uhr
· Online seit 21.02.2023, 18:49 Uhr
Das Unternehmen Benteler Steel/Tube hat am Dienstag bekannt gegeben, die Schliessung seines Produktionsstandorts in Rothrist per Ende 2023 zu planen. Ein entsprechendes Konsultationsverfahren werde umgehend mit der Mitarbeiterkommission eingeleitet.
Anzeige

Das Werk mit rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist auf die Herstellung von Rohren im Industrie- und Automobilsektor spezialisiert. Ein Schwerpunkt liegt auf Komponenten für den Antriebsstrang von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, deren Nachfrage kontinuierlich sinkt, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilt.

«Daher ist das Werk Rothrist von dieser Entwicklung besonders stark betroffen. Mit diesem Schritt reagiert das Unternehmen auch auf die seit Jahren weltweit angespannte Situation auf dem Schweissrohrmarkt», heisst es weiter. Ein Grund hierfür seien Exporteinschränkungen durch Zölle auf den internationalen Märkten. «Das führt zu massiven Überkapazitäten und einem enormen Kostendruck in Europa. Im Jahr 2023 verschärft sich die Situation zudem durch steigende Kosten für Energie, Ersatzteile und Rohstoffe.»

Langfristige Auslastung nicht möglich

«Wir bedauern sehr, die Schliessung des Werkes Rothrist per Ende 2023 planen zu müssen. Zudem sind wir uns der Tatsache bewusst, dass dies eine schwierige Nachricht für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist, von denen viele bereits seit vielen Jahren bei uns beschäftigt sind. Diesen geplanten Schritt zu gehen, ist uns nicht leichtgefallen», erklärt Thomas Michels, Chief Operating Officer bei Benteler Steel/Tube.

Trotz intensiven Anstrengungen, zahlreicher Optimierungsmassnahmen in den vergangenen Jahren und Initiativen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und Neuausrichtung sei es dem Unternehmen nicht gelungen, das Werk am Standort Rothrist zukunftsfähig aufzustellen. Dabei habe man 2020 zur Erhöhung der Auslastung und damit Senkung der Herstellungskosten in Rothrist sogar Produkte aus dem Benteler-Werk in Bottrop verlagert. «Aktuelle Ergebnisprognosen gingen weiterhin von einem stark defizitären Jahr 2023 aus. Darüber hinaus zeichnet sich kein Trend ab, der dieser Entwicklung entgegenwirkt.»

Personelle Veränderungen durch sozialverträgliche Massnahmen erreichen

Thomas Michels weiter: «Uns ist es wichtig zu betonen, dass bei allen notwendigen Schritten der respektvolle Umgang mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Mittelpunkt steht. Unser Ziel ist es, personelle Veränderungen durch sozialverträgliche Massnahmen zu erreichen. Wir werden umgehend ein Konsultationsverfahren mit der Mitarbeiterkommission einleiten.»

Dieses Verfahren soll in den nächsten Wochen geführt und so zügig wie möglich zu einem Abschluss gebracht werden. «Wir versuchen dabei den für alle Seiten bestmöglichen Umsetzungsweg zu finden und die Zeit der Unsicherheit für die Belegschaft so kurz wie möglich zu halten sowie zügig einen genauen Plan mit passenden Massnahmen vorzulegen.»

Gewerkschaft: Konzern hat Anpassung verpasst

«Werden gegen 300 Angestellte des Unternehmens Benteler Steel Tube GmbH Opfer der Klimakrise?», fragt die Gewerkschaft Angestellte Schweiz in einer Stellungnahme. Der Benteler-Konzern habe es verpasst, die Produkte des Standorts Rothrist dem Trend hin zur Elektromobilität anzupassen. «Nun sieht das Management offenbar nur noch die Möglichkeit, den Betrieb in Rothrist ganz einzustellen.»

Angestellte Schweiz fordert, den Standortentscheid nochmals genau zu prüfen. Das Management der Benteler Steel Tube GmbH, aber auch die Behörden und Sozialpartner sollten allen von der Massnahme betroffenen Angestellten Perspektiven geben. Sie müssten bei der allfälligen Suche nach einer neuen Beschäftigung nach Tat und Kraft unterstützt werden.«Deren Know-how muss der Industrie erhalten bleiben. Wenn notwendig muss ihnen auch mit Weiterbildungsmöglichkeiten unter die Arme gegriffen werden. Soziale Härtefälle sind zu vermeiden», so die Gewerkschaft.

(Aargauer Zeitung/zt/pin)

veröffentlicht: 21. Februar 2023 18:49
aktualisiert: 21. Februar 2023 18:57
Quelle: Aargauer Zeitung

Anzeige
Anzeige
32today@chmedia.ch