Baselstrasse

«Operation am offenen Herzen»: Unfall-Hotspot in Solothurn wird bald saniert

28.06.2023, 18:06 Uhr
· Online seit 28.06.2023, 17:53 Uhr
Auf der engen Baselstrasse zwischen Solothurn und Feldbrunnen-St. Niklaus haben Verkehrsteilnehmende kaum Platz, regelmässig kommt es zu Unfällen, besonders mit dem «Bipperlisi». Aus diesem Grund wird die Strasse umfassend saniert und umgebaut. Nun startet der Bewilligungsprozess.
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Die Baselstrasse in Solothurn – eine auf den ersten Blick ganz normale Strasse. Zwar schon ziemlich in die Jahre gekommen, der Strassenbelag und die Gleisanlage des Bipperlisi hatten schon bessere Zeiten. Doch das viel grössere Problem: Zu viele Verkehrsteilnehmende müssen sich die schmale Strasse teilen. So haben Fussgänger, Autofahrerinnen, Velofahrer sowie das Bipperlisi kaum Platz. «Ohne Ausbau ist das aufkommende Volumen langfristig nicht mehr zu bewältigen», sagt Sandra Kolly, Baudirektorin des Kantons Solothurn.

Darunter leidet insbesondere die Verkehrssicherheit. Auch Kolly ist schon einmal glimpflich davongekommen. Als Autofahrerin sei sie gewohnt, links-rechts-links zu schauen. «Bei der Ausfahrt Rötihof, die ich täglich benutze, kommt das Bipperlisi von der rechten Seite, das kann sehr gefährlich werden», so Kolly. Das widerspiegelt sich auch in der Statistik: Der Baseltorkreisel in Solothurn gilt als Unfall-Schwerpunkt. Zwischen 2010 und 2020 haben sich dort knapp 40 Unfälle ereignet – häufig mit Beteiligung des Bipperlisi.

Der Platz ist beschränkt – was ist die Lösung?

Die Baselstrasse ist gesäumt von denkmalgeschützten Bauten wie die historischen Mauern oder die Kapelle. Dadurch ist der Platz knapp. Die einzige Lösung: Mischverkehr. So soll der Strassenraum besser genutzt werden. Anders als bisher kommt beim Einbiegen die Bahn künftig immer von links – genauso wie der Strassenverkehr. Dadurch soll der Verkehrsfluss besser und stabiler werden.

Es entstehen breite Gehwege, die auch von Velofahrenden mitbenutzt werden können. Eine neue rückwärtige Erschliessung der Liegenschaften Rötihof und Stadtpräsidium verringert die seitlichen Einfahrten und erhöht die Verkehrssicherheit zusätzlich. Intelligente Ampelanlagen steuern den Verkehr und optimieren den Verkehrsfluss.

Zudem wird die Bahn priorisiert, damit der Fahrplan auch während der Stauzeiten eingehalten werden kann. «Die Bahn entlastet den Strassenverkehr massiv. Auf der Baselstrasse werden täglich 2300 Personen befördert, bis ins Jahr 2030 steigt das Volumen gemäss Prognosen auf 3400 Personen an», erklärt Fredy Miller, Direktor der Aare Seeland mobil ASM, die das Bipperlisi betreibt.

Verkehrskollaps während Sanierung?

Die Sanierung ist ein Megaprojekt, nicht nur wegen der oberirdischen Probleme. Unter der Strasse verlaufen viele wichtige Leitungen – ein Riesenaufwand, der viele Einschränkungen mit sich bringt. «Das wird eine Operation am offenen Herzen», so Kolly. Während der Bauarbeiten wird das Nadelöhr noch viel enger. Zwischenzeitlich wird nur eine Fahrbahn offen sein, für neun Monate ist die gesamte Achse sogar total gesperrt.

Was bedeutet das für die Verkehrsteilnehmer und Anwohnerinnen? «Für die Direkt-Anwohner ist eine Zufahrt jederzeit gewährleistet», so Michael Suter, Abteilungsleiter Strassenbau im Tiefbauamt Kanton Solothurn. Für alle anderen gibt es umfassende Umleitungen, anders sei das nicht umsetzbar. Zu Beginn wären sogar eineinhalb Jahre Totalsperre eingeplant gewesen, erklärt Suter. Diese lange Zeit habe durch clevere Planung schon massiv gekürzt werden können.

Suter ist sich sicher, dass es keinen Verkehrskollaps geben wird. «Wir wissen schon von anderen Baustellen und vergleichbaren Situationen, dass solche Umleitungskonzepte sehr gut funktionieren.»

Wann ist es denn endlich so weit?

2023 ist ein wichtiges Jahr für das Projekt «Sanierung und Umgestaltung Baselstrasse». Das Projekt liegt aktuell beim Bundesamt für Verkehr auf und ist somit offiziell in der Bewilligungsphase angekommen. Voraussichtlich Anfang 2024 wird es öffentlich aufgelegt.

Gleichzeitig sollen auch die Kredite im Kantonsrat und in den beteiligten Gemeinden gutgeheissen und das Bewilligungsverfahren abgeschlossen werden. Falls dies nach Plan läuft und keine Einsprachen mehr hängig sind, kann im Jahr 2026 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Sie dauern rund drei Jahre. «Wenn alles rund läuft, sind die Arbeiten Ende 2028 offiziell abgeschlossen», sagt Baudirektorin Sandra Kolly.

Wer übernimmt die Kosten von 88,4 Millionen Franken?

Der Kanton Solothurn und die Aare Seeland mobil teilen sich die Bauherrschaft über das Grossprojekt. Die Gesamtkosten belaufen sich voraussichtlich auf rund 88,4 Millionen Franken. Sie werden zu 60 Prozent vom Bund über Bahninfrastrukturfonds und Agglomerationsprogramme finanziert. Der Kanton Solothurn muss rund 30 Prozent begleichen, die verbleibenden zehn Prozent verteilen sich auf die Stadt Solothurn, die Gemeinde Feldbrunnen-St. Niklaus und die Eigentümer der Werkleitung. «Das ist ein sehr gutes Geschäft für die Stadt, wir sind froh über die günstige Konstellation», so die Solothurner Stadtpräsidentin Stefanie Ingold.

Alle aktuellen Informationen findest du auch hier.

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veröffentlicht: 28. Juni 2023 17:53
aktualisiert: 28. Juni 2023 18:06
Quelle: 32Today

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