Neues Modell

Personalentlastung im Lenkerhof – ist die Zimmerstunde bald Geschichte?

· Online seit 26.08.2023, 14:54 Uhr
Das Hotel Lenkerhof an der Lenk im Simmental entlastet sein Personal: Damit die Zimmerstunde weitgehend abgeschafft werden kann, sind mehrere Frauen aus der Region im Einsatz, welche diverse Aufgaben wie den Frühstücksservice übernehmen. Sind solche Modelle in der Hotelbranche bald gang und gäbe?
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Die Hotelbranche hat seit Jahren mit dem Personalmangel zu kämpfen. Nicht wenige Betriebe müssen sich daher neu erfinden und steigen auf ein anderes Arbeitszeitmodell um. Der Lenkerhof hat vor rund zwei Jahren beschlossen, sogenannte Zmorge-Frauen zu engagieren, welche verschiedene Aufgaben – darunter den kompletten Frühstücksdienst – übernehmen.

Dabei handelt es sich um sechs Frauen, die in der Region wohnen. Dank ihnen konnte die Zimmerstunde der «Chefs de Rang» (diese sind dem Restaurantleiter und dessen Stellvertreter unterstellt) bereits gestrichen werden, längerfristig sollen sogar 80 Prozent der Zimmerstunden abgeschafft werden.

Hoteldirektorin Heike Schmidt schätzt die Arbeit der Zmorge-Frauen sehr. «Die Zmorge-Frauen sind für unsere Gäste da. Sie sind alle heimisch, kennen die Region und können Anekdoten erzählen.» Schmidt sagt zudem: «Sie geben uns die Möglichkeit, unsere Dienste in Zukunft umzustellen.» Dies sei aktuell besonders wichtig, meint die Direktorin: «Die Zimmerstunde ist bei jungen Menschen nicht mehr so beliebt, weil man zweimal am Tag zur Arbeit kommen muss.» Die meisten Leute würden es bevorzugen, einmal zur Arbeit zu kommen und dann Feierabend zu haben.

System funktioniert gut

Auch Cornelia Buchs, Chef de Service Frühstück, schwärmt von den Zmorge-Frauen: «Ich bin sehr froh, dass die Damen jetzt bei uns im Team sind. Es funktioniert sehr gut. Sie sind motiviert und haben Freude an der Arbeit.»

Ruth Siegenthaler Tasker ist eine der Zmorge-Frauen. Die 62-Jährige hat 40 Jahre bei der Swissair und der Swiss gearbeitet, bevor sie sich frühpensionieren liess. «Nach der Pensionierung haben mir die internationalen Gäste gefehlt. Das Inserat des Lenkerhofs hat mich angesprochen, weshalb ich mich bewarb. Am übernächsten Morgen konnte ich bereits Probearbeiten gehen.»

Andreas Züllig, Präsident des Verbands Hotelleriesuisse, findet das Modell des Lenkerhofs sinnvoll. «Ein flexibles Arbeitsmodell, sei es die Viertagewoche oder Blockzeiten, macht die Branche sicher attraktiver.» Eines sei aber klar, betont Züllig: «Es wird immer so sein, dass wir dann arbeiten, wenn alle anderen freihaben, also am Abend, an Wochenenden, während Ferienzeiten und während Feiertagen.»

Arbeitszeiten in vielen Betrieben umgestellt

Es gebe mittlerweile viele Betriebe, die ihre Arbeitszeiten wegen des Arbeitskräftemangels umgestellt hätten, so der Hotelleriesuisse-Präsident weiter. Besonders in der Küche und im Service sei das aber anspruchsvoll, weil man in der Hotellerie fast einen 24-Stunden-Service anbieten müsse.

Die Zimmerstunde habe Vor- und Nachteile, erklärt Züllig: «Ein Nachteil ist, dass der Arbeitstag sehr lang ist. Man beginnt in der Küche beispielsweise am Morgen um 9 Uhr und ist am Abend um 22 Uhr fertig.» Der Vorteil sei, dass man dazwischen jeweils Zeit habe, um sich zu entspannen, Sport zu machen oder einkaufen zu gehen. «Mitarbeiter müssen selber entscheiden, was besser für sie passt. Am Schluss muss es aber auch für den Betrieb stimmen.»

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veröffentlicht: 26. August 2023 14:54
aktualisiert: 26. August 2023 14:54
Quelle: BärnToday

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