Über 1000 Unterschriften gegen ein Glockenverbot wurden von Ende Mai bis Anfang Juli gesammelt. Das entspricht einem Drittel der stimmberechtigten Bevölkerung in Aarwangen. Damit die Initiative zustande kommt, hätte es 319 gebraucht. Die Unterschriften werden am Freitagabend dem Gemeindepräsidenten übergeben.
Bei der Initiative geht es nicht nur um Glocken an Tieren auf Wiesen – sondern auch um die viertelstündlich läutenden Kirchglocken. Kurzum: «Die Tradition des Glockengeläuts in Aarwangen soll bewahrt werden», wie Andreas Baumann sagt. Er ist Präsident der Glockeninitiative und Facharzt für Neurologie in Langenthal. Mehr Informationen zum Hintergrund erfährst du im Video:
Quelle: Tele M1
Viele Reaktionen auf Unterschriftensammlung
Die Meinungen zum Glockengeläut gehen auseinander. Manche empfingen das «Gebimmel» als durchaus entspannend – andere stören sich daran. Deshalb sei es wichtig, dass Wünsche und Bedürfnisse von beiden Seiten gehört würden. Andreas Baumann sagt zum Ziel der Initiative: «Die Bevölkerung soll an der Gemeindeversammlung diskutieren, wie das Glockengeläut in Zukunft in Aarwangen gelebt werden soll.» Das Dorf habe eine lange Tradition mit Glockengeläut.
Neben vielen Unterschriften haben die Initianten auch Karten mit emotionalen Statements und Dankeschreiben erreicht. Baumann nennt ein Beispiel: «Eine Frau hat von Hand einen zweiseitigen Brief geschrieben, wie viel ihr das Glockengeläut bedeutet, das sie vom Balkon hört. Sie ist krebskrank, das Glockengeläut gibt ihr neue Kraft.»
Für Andreas Baumann ist die Glocke Ausdruck kultureller, schweizerischer Tradition. Und gleichzeitig auch Orientierung. «Die Kirchenglocke beispielsweise sagt uns die Zeit an. Und Kuhglocken erinnern mich an meine Vorfahren in der Landwirtschaft.» Er selbst sei auf dem Bauernhof aufgewachsen.
«Wollen Tradition und Kultur leben»
Die vielen Rückmeldungen berühren Andreas Baumann. «Ich bin überzeugt, dass es um viel mehr als um Tierglocken und Kirchenglocken geht. Es geht auch darum, wie wir die Tradition und Kultur unseres Landes leben wollen.» Man müsse nun in Ruhe diskutieren und gemeinsam schauen: «Was will man?»
Für die Unterschriftensammlung hätten die Initianten noch viel Zeit gehabt, bis im Herbst. Doch sie reichen die Unterschriften jetzt schon ein. «So kann das Thema an einer Gemeindeversammlung traktandiert werden», sagt Baumann. Der Gemeinderat hat nun sechs Monate Zeit, das Geschäft vor die Gemeindeversammlung zu bringen.
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