Bei der Regiobank Solothurn herrscht Betroffenheit. «Es ist traurig für den Finanzplatz Schweiz, dass so etwas passieren musste», sagt Markus Boss, CEO der Regiobank Solothurn, auf Anfrage. «Es beschäftigt uns alle und wird im Büro kräftig diskutiert.» Es sei schade um die Credit Suisse, denn sie sei eine Bank mit langer Tradition gewesen, die man inner- und ausserhalb der Schweiz kannte und schätzte.
Neue Kundschaft «dank» Notfusion
Und trotzdem: Für kleine Banken sei die neue Situation nicht per se schlecht. Im Gegenteil:
Neben privaten Neukunden erwartet Markus Boss vor allem Firmen, die künftig neu oder enger mit der Regiobank zusammen arbeiten wollen. Eine Entwicklung in diese Richtung habe sich bereits vor dem Wochenende abgezeichnet, als die Unsicherheit über die Zukunft der Credit Suisse zunahm.
Dennoch sei man in der Regiobank grundsätzlich der Meinung, dass der Untergang der CS eine schlechte Entwicklung für den Finanzplatz Schweiz sei. Markus Boss kommentiert: «Klar, für kleinere Banken ist es nicht per se schlecht. Aber für den Finanzplatz ist es nicht gut, denn es braucht Grossbanken, vor allem grössere Firmen brauchen sie.» Und wenn es künftig nur noch eine Bank dieser Grösse gibt, sei das für die Branche nicht gut. Denn:
Deshalb befürchtet er, dass durch diesen neuen «Finanzkoloss» vermehrt Banken aus dem Ausland ihr Glück in der Schweiz versuchen.
Weiter kritisiert er das Notrecht, welches der Bund zur Rettung angewandt hat. «Ich finde es fragwürdig, wie man das durchziehen konnte, ohne die Aktionäre beider Banken beizuziehen», sagt er.
Die Baloise sieht derweil von einem Statement zur aktuellen Situation ab, wie die Medienstelle auf Anfrage mitteilt.
Auch die Spar- und Leihkasse Bucheggberg hat Kunden gewonnen
Auch bei der Spar- und Leihkasse Bucheggberg (SLB) ist das CS-Debakel natürlich Gesprächsthema Nummer 1. «Ich denke in erster Linie an meine Berufskollegen und die Aktionäre, die bestimmt kein schönes Wochenende hinter sich haben», sagt Thomas Vogt, CEO der SLB. Unter den Mitarbeitenden im Büro der SLB herrsche vor allem in Bezug auf die unbekannten Auswirkungen auf den Finanzplatz Schweiz Betroffenheit. Es werde sich zeigen, wie der Markt die ganzen Veränderungen aufnimmt, so Vogt auf Anfrage. In der letzten Woche habe es jedoch bereits erste Neukunden gegeben, die von der CS zur SLB gewechselt haben.
Wichtig für Vogt ist aber, dass es keine speziellen Marketingmassnahmen geben werde, um Kunden von der CS abzuwerben oder zu gewinnen. «Wenn jemand am Boden liegt, sollte man nicht noch nachtreten», so Vogt. Gebe es aber Kunden, die gerne mal bei einer Regionalbank ihr Geld anlegen wollen, so sei die SLB selbstverständlich offen.
Durch die Übernahme der CS durch die UBS und dem daraus entstehenden «Bankenkoloss» falle ein Konkurrent weg, aber sowohl für den Werk- als auch den Finanzplatz Schweiz sei es absolut nicht förderlich, dass es nur noch eine Grossbank gebe, sagt Vogt.
Für die SLB als Regionalbank werde sich nicht viel ändern, meint Vogt. Er persönlich finde es aber schade, dass es die CS nicht mehr gibt. Gerade auch, weil er seine Anfänge in der Bankenwelt bei der CS hatte. Sein Herz blute vielleicht noch etwas mehr als bei anderen, so Vogt.
Vor der Solothurner UBS-Filiale ist die Hölle los
Dass es auch in dieser Angelegenheit vor allem um die Kundschaft geht, wird ersichtlich, wenn man vor der CS-Filiale beim Solothurner Postplatz steht. Denn da herrscht am Montagmorgen viel Betrieb. Viele künftige Ex-Kunden wollen bei der CS ihr Erspartes abheben. «Das ist eine Katastrophe und darf nicht passieren», sagt ein verärgerter Kunde. Eine andere Person stimmt ihm zu: «Das war ein Schlag ins Gesicht.»
Ein anderer Passant sagt, er ziehe noch heute sein Geld von seinem CS-Konto ab und transferiere sein Vermögen auf eine andere Bank. Die Sache mit der UBS sei ihm zu riskant. «Die mussten wir schon einmal retten, und jetzt übernimmt sie eine marode Bank.».