Kontroverse Äusserungen

Neue CEO der Solothurner Spitäler sorgt für Aufregung

06.11.2023, 18:11 Uhr
· Online seit 06.11.2023, 16:38 Uhr
Noch hat die neue CEO der Solothurner Spitäler ihr Amt noch gar nicht angetreten. Trotzdem hat sie nun schon Stirnrunzeln ausgelöst. Denn obschon die Solothurner Spitäler AG mit Millionenverlusten kämpft, betont sie in einem Interview, dass nicht sparen die Lösung sei, sondern staatliche Finanzhilfen.
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Ab Februar wird Franziska Berger neue CEO der Solothurner Spitäler AG (soH) und Chefin der grössten Gesundheitsorganisation im Kanton. Wie viele andere Spitäler in der Schweiz kämpft die soH mit erheblichen finanziellen Defiziten aufgrund steigender Kosten und gleichbleibenden Einnahmen.

Entweder muss der Patient warten oder der Kanton bezahlen

Die soH hatte betont, dass gesunde Finanzen eine der Hauptaufgaben der neuen CEO sein würden. Nun sagt Berger aber in einem Interview mit dem Sonntags-Blick, dass sie keine Ökonomin sei. Sie trage deshalb auch nicht die betriebswirtschaftliche Brille, sondern konzentriere sich auf die Patienten.

Es sei zusehends unmöglich, ein Spital so zu führen, dass es Gewinn mache. Es brauche mehr Geld von den Krankenkassen und dadurch höhere Krankenkassenprämien oder finanzielle Hilfe vom Staat, so Berger. Damit nimmt sie wiederum den Kanton in die Pflicht. Werde es nicht besser mit den Finanzen, bedeute das, dass Patienten künftig lernen müssten, auf eine Leistung, wie etwa ein neues Hüftgelenk, zu warten.

Kritik-Hagel von bürgerlicher und rechter Seite

Die Kritik lässt nicht lange auf sich warten, wie die Solothurner Zeitung schreibt. So gibt sich die bürgerliche Seite wegen dieser Anmerkung zu öffentlichen Geldern überrascht. Markus Spielmann von der FDP schreibt beispielsweise auf Facebook: «Die neue CEO der Solothurner Spitäler AG sagt schon im Voraus, dass sie nicht weiss, wie man Kosten senkt und dass der Kanton wird einspringen müssen.»

Auch von der SVP hagelt es Kritik, so von Kantonsrätin Stephanie Ritschard. Sie stellt sich die Frage, ob Berger wirklich die richtige Person für den CEO-Posten sei, wenn sie solche Äusserungen vor Stellenantritt mache.

Derzeit unterstützt der Kanton durch Leistungsvereinbarungen die Spitäler AG. So übernimmt er  einen Teil der stationären Behandlungen, auch wird der Neubau des Solothurner Bürgerspitals durch Steuergelder bezahlt. Dazu kommt, dass die finanzielle Situation des Kantons zurzeit schwierig ist, weil er von der Nationalbank keine Gelder mehr erhält.

Auch FDP-Kantonsrat und Handelskammer-Direktor Daniel Probst ist irritiert über die Äusserungen der künftigen CEO der soH: «Die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt. Ich möchte nicht, dass noch Steuererhöhungen nötig sind», sagt er in der Solothurner Zeitung. Bevor der Kanton sich Gedanken dazu mache, die soH mit noch mehr Geld zu unterstützen, müsste die soH erst alle anderen Sparmassnahmen ausschöpfen.

Heikle Aussagen zu über 70-jährigen Patienten

Die neue CEO findet, man müsse sich ehrlicherweise überlegen, welche Behandlungen von der öffentlichen Hand finanziert werden sollten und wer sie verdient hat. Der menschliche Körper sei eigentlich dafür gemacht, höchstes 70 Jahre alt zu werden. Wenn das Gesundheitssystem ihr Leben verlängert, sei das mit hohen Kosten verbunden. «Bei allem Verständnis für Angehörige muss man sich doch fragen, ob das in jedem Fall sinnvoll ist», so Berger zum Sonntags-Blick.

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(sz/hed)

veröffentlicht: 6. November 2023 16:38
aktualisiert: 6. November 2023 18:11
Quelle: 32Today

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