Quelle: Allergien nehmen zu / CH Media Video Unit / Melissa Schumacher / CheckUp
Seit wann bist du Pollenallergiker – wie hat alles angefangen?
Ich habe schon während der Primarschulzeit Probleme gehabt, wenn ich länger draussen in der Natur war. Schulreisen oder Exkursionen waren nicht nur lässig sondern auch mal lästig. Heuschnupfen und Pollenallergien waren damals, Mitte der 70er-Jahre, noch nicht ganz so im Fokus und die Erkenntnisse darüber noch nicht so fortgeschritten wie heute. Deshalb dauerte es einige Zeit, bis man die Symptome durch den Arzt abklären liess.
In welcher Jahreszeit/Monaten leidest du besonders und auf welche Pollen reagierst du allergisch?
Zu Beginn hatte ich von Anfang Frühling bis in den Herbst hinein eigentlich immer Beschwerden, mal mehr mal weniger. Dank einer «Hyposensibilisierung» Anfang der 80er-Jahre konnten die Allergien gegen Gräser gut eingedämmt werden. Seither reagiere ich vor allem noch Anfang Frühling auf die ersten Pollen von Hasel, Esche, Birke, Weide und anderen Bäumen. In den letzten Jahren sind die Beschwerden immer früher im Jahr aufgetreten. Vor zehn Jahren traten die ersten Symptome frühestens im März auf. In diesem Jahr habe ich sie bereits Ende Januar bemerkt.
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Was für Symptome hast du jeweils und welche sind besonders mühsam?
Es sind die typischen Pollenallergie-Symptome, die sicher viele Betroffene kennen. Die Augen beissen, tränen und schwellen an, die Nase läuft und man muss stark niesen. Oft merke ich die Allergie auch durch Kratzen im Hals oder eine heisere Stimme. Bei starken Allergieanfällen kann es auch vorkommen, dass ich Mühe beim Atmen bekomme und asthmatische Beschwerden habe.
Ich habe zudem eine recht empfindliche Haut. Auch die reagiert während dem Pollenflug stärker, was zu unschönen Entzündungen und Ekzemen führen kann. Besonders unangenehm sind auch die Kreuzallergien. Wenn ich gewisse rohe Früchte oder Nüsse esse, dann kann das zu Halsschmerzen, im schlimmsten Fall beinahe zu einem Stimmverlust führen.
Was hast du bisher alles gegen die Allergie unternommen/ausprobiert?
Ich habe vor rund 40 Jahren eine «Hyposensibilisierung» durchgeführt. Dabei wurde zuerst getestet, auf welche Pollen ich allergisch reagiere. Danach bekam ich während drei Jahren jeweils im Winter in regelmässigen Abständen Spritzen mit «abgeschwächten» Pollen, damit der Körper sich darauf einstellen konnte. Da ich damals aber auf fast alle getesteten Pollen mehr oder weniger stark reagiert habe, konnte diese Sensibilisierung nur auf einen Teil dieser Pollen angewendet werden. Man hat sich damals auf die Gräser konzentriert. Da hat die Behandlung auch ziemlich gut gewirkt.
Auf andere Pollen habe ich auch nach dieser Behandlung stark reagiert und dies mit verschiedenen Medikamenten zu lindern versucht. Noch vor ein paar Jahren machten diese Mittel als Nebenwirkung sehr müde. Dies hat sich mittlerweile aber zum Glück geändert.
Während ein paar Jahren habe ich im Frühling eine Kortison-Depot-Spritze machen lassen. Damit hatte ich für ungefähr zwei oder drei Monate deutlich weniger Beschwerden. Zuviel Kortison wollte ich mir und meinem Körper dann aber irgendwann nicht mehr zumuten, weil zu viel Kortison über längere Zeit nicht für den Körper zur Belastung werden kann.
Heute nehme ich während der Saison eine Tablette am Morgen. Augentropfen, eine Sonnenbrille und Nasenspray sind im Frühling immer dabei, wenn es an die frische Luft geht. Bei Hautproblemen hilft Salbe, wenns kratzt im Hals ein «Täfeli».
Viele Betroffene schwören auch auf andere, natürliche Medikamente oder auf alternative Behandlungsmethoden wie zum Beispiel Akupunktur. Ich habe solche Sachen für mich nicht ausprobiert. Wenns ganz schlimm ist, dann gehe ich halt so wenig wie möglich raus.
Freust du dich jeweils aufs Regenwetter?
Jein. Regen hilft – aber allerdings erst, wenn es länger regnet. In der ersten halben Stunde des Regenfalls nimmt die Pollenkonzentration in der Luft nämlich deutlich zu, weil die in höheren Luftschichten fliegenden Pollen gegen den Boden gedrückt werden. Deshalb werden die Symptome bei Regenbeginn zuerst stärker. Später landen die Pollen dann aber auf dem Boden, die Luft wird «gewaschen» und man kann dann auch als Allergiker wieder mal raus, ohne dass es gleicht beisst und kratzt.
Schlimm ist mässiger Wind bei trockenem Wetter. Dabei werden die Pollen aufgewirbelt, was die Heuschnupfen-Symptome verstärkt. Bei starkem Wind werden sie weiter und besser verteilt in der Luft und die Pollenkonzentration sinkt.
Hast du einen Tipp für andere Allergiker aus persönlicher Erfahrung?
Schwierig. Jede und jeder Betroffene geht anders mit der Situation um. Ich lebe seit fast 50 Jahren mit dieser Allergie und ich habe mich daran gewöhnt und kann gut damit umgehen. Ich weiss, dass es im Frühling jeweils ein paar Einschränkungen gibt.
Es gibt aber heute auch gute Möglichkeiten, die Symptome zu lindern oder zu vermeiden. Welche Methode oder welches Medikament richtig ist, das muss und kann jeder und jede selber entscheiden. Beinahe jährlich gibt es neue Mittel und Erkenntnisse der Industrie, welche noch besser und noch wirksamer sein sollen. Der Haus- oder Facharzt hilft hier sicher gerne weiter.
Auf die leichte Schulter sollte man das Ganze aber nicht nehmen. Eine nicht oder zu wenig behandelte Allergie kann zu chronischem Asthma oder anderen Beschwerden führen.
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(red.)