Unten grau, oben blau

Weniger Nebel im Mittelland: Realität oder Mythos?

· Online seit 02.03.2024, 07:10 Uhr
Das Mittelland gilt in der Schweiz als typische Nebelregion. Unten grau, oben blau – so das häufige Motto während der Wintermonate. Doch die Nebeltage scheinen immer weniger zu werden. Täuschen wir uns oder stimmt das? Meteorologe Roger Perret von Meteonews klärt auf.
Anzeige

Was ist Nebel überhaupt?

Roger Perret: Nebel sind im Prinzip Wolken in Bodennähe. Er bildet sich im Winterhalbjahr, wenn die Nächte länger sind als die Tage, es stark abkühlt und keinen Wind gibt. Dann kann sich in Bodennähe Kaltluft ausbreiten und irgendwann ist die Luft dann so feucht, dass sich Nebel bildet.

Dann kann man sagen, dass es sich um tiefe Wolken handelt. Oder gibt es noch einen Unterschied?

Genau, man kann eigentlich sagen, dass es sich um aufliegende Wolken handelt. Die Wolkenbildung funktioniert eigentlich genau gleich, also ist es sozusagen ein Typ von Wolken am Boden.

Welche unterschiedlichen Formen von Nebel gibt es?

Es gibt Bodennebel und Hochnebel. Von Bodennebel spricht man, wenn der Nebel am Boden aufliegt und eine schlechte Sicht am Boden herrscht. Hochnebel liegt, wie es der Name schon sagt, höher und man kann von unten auf die Nebeldecke schauen. Es kann sein, dass es bis zu einer Höhe von 2500 bis 3000 Meter eine hohe nebelartige Wolkendecke gibt, die noch als Hochnebel gilt.

Ein anderer Typ ist der Ausstrahlungsnebel. Er entsteht dann, wenn es in der Nacht klar und kalt ist. Dann gibt es auch noch den Nebel, der sich bei einer bodennahen Abkühlung, sobald der Taupunkt erreicht ist, bildet.

Besonders das Mittelland gilt ja als Nebelloch. Warum ist der Nebel hier besonders ausgeprägt?

Das Mittelland ist eine Art Wanne. Da kann sich der Boden in klaren Nächten auch gut abkühlen. Die milde Luft steigt auf und in Bodennähe wird es immer kälter. So ist das Mittelland für den Nebel prädestiniert – auch weil es so breit ist. Gerade im Vergleich zu den Alpentäler, die mit ihren Hängen viel schmäler sind. Dadurch wird die Nebelbildung gestört.

Wir haben diese Woche in unserer Redaktion darüber gesprochen, dass wir den Eindruck haben, dass es in diesem Winter in Solothurn weniger Nebel gegeben hat. Täuschen wir uns oder stimmt das?

Das stimmt. In diesem Jahr hat es im langfristigen Vergleich definitiv weniger Nebel gegeben. Grundsätzlich ist die Wetterlage daran schuld, es hatte immer etwas Wind. Das ist natürlich Gift für den Nebel. Es gab kaum Bise, bei der sich Hochnebel hätte bilden können. Wir konnten nur ein paar wenige Nebellagen verzeichnen. Ausserdem war es insgesamt auch zu bewölkt in diesem Winter, so konnte sich die Nebelbildung nie richtig etablieren.

Gab es einfach aufgrund der vorherrschenden Wetterlage weniger Nebel oder ist das ein Trend, der sich auch langfristig abzeichnet?

Statistisch kann nicht nachgewiesen werden, dass es aufgrund des Klimawandels eine Veränderung bezüglich weniger Nebel gibt. Wenn die Wetterlage stimmt, wird es auch in Zukunft im Winter noch häufig Nebel geben.

Nebel wird häufig als etwas Negatives gewertet. Hat er auch positive Seiten?

Für mich vor allem, wenn man über dem Nebel ist (lacht). Ich persönlich kann dem Nebel nicht viel Positives abgewinnen. Aber es gibt ja schon Leute, die den Nebel mögen, weil er eine mystische Stimmung verbreitet. Ich glaube aber, dass die meisten Menschen es schon eher negativ sehen. Wenn sich abzeichnet, dass ein nebelreiches Wochenende bevorsteht, gehen viele in die Berge. Da sieht man ja jeweils ganze Kolonnen, die sich auf den Weg in die Sonne machen.

Wie ist dein Eindruck zum Thema Nebel im Mittelland? Schreib es uns in die Kommentare.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 2. März 2024 07:10
aktualisiert: 2. März 2024 07:10
Quelle: 32Today

Anzeige
Anzeige
32today@chmedia.ch