Halbiert oder versprayt

Zerstörte Wahlplakate in der Region Solothurn: «Ein Angriff auf unsere Demokratie»

16.09.2023, 11:38 Uhr
· Online seit 15.09.2023, 11:57 Uhr
Kaum sind die Wahlplakate aufgestellt, werden erste bereits zerstört. So passiert an der Luzernstrasse im Wasseramt. Das nervt Kandidierende aus dem bürgerlichen Lager.
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Zurzeit hängen überall in der Region Wahlplakate. Vom Strassenrand her lächeln einem Politikerinnen und Politiker aller Parteien entgegen. Doch manche der Gesichter sind schon kurz nach dem Aufhängen demoliert worden. So an der Luzernstrasse in Zuchwil, Derendingen und Subingen. Hier mussten Plakate aus dem bürgerlichen Lager dran glauben.

So hängt beispielsweise von SVP-Ständeratskandidat Christian Imark nur noch ein Augenpaar in der Luft. Auch von SVP-Rémy Wyssmann fehlt bei manchen Plakaten die untere Gesichtshälfte. Wyssmann kandidiert für den Nationalrat. Er empört sich in den sozialen Medien über den Vandalenakt:

Derweil liegt auch das Bild von Nationalratskandidatin Sibylle Jeker-Fluri auf dem Boden.

«Demokratieverächter dingfest machen»

Mit der Täterschaft geht Rémy Wyssmann hart ins Gericht. Das sei nicht nur Sachbeschädigung. «Es ist ein Angriff auf die Demokratie und unsere Freiheitsrechte», sagt Rémy Wyssmann. Er habe sofort Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht.

Die SVP sieht sich, einmal mehr, durch den Vandalismus in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt. Rémy Wyssmann fordert deswegen den Regierungsrat dazu auf, die Demokratie und Freiheitsrechte zu schützen. «Solche Fälle haben massiv zugenommen», sagt Wyssmann, wenn er mit früheren Wahljahren vergleiche.

Konkret fordert der Politiker, die Regierung müsse die Staatsanwaltschaft anweisen, die Ermittlungen aufzunehmen und die «Demokratieverächter dingfest machen».

«Ich nerve mich ‹gottsjämmerlich›»

Nicht nur bei Wahlplakaten von der SVP wurde gewütet. Betroffen ist auch das spezielle Graffiti-Bild von FDP-Nationalratskandidat Markus Dietschi.

Er sei wütend und frustriert, da das Graffitibild etwas besonderes sei und einen gewissen Aufwand mit sich gebracht habe. «Klar, die Plache kann man nachdrucken, das generiert aber wieder Kosten», sagt Markus Dietschi. Der Bürgerliche hält nichts von solchen Aktionen. «Ich nerve mich ‹gottsjämmerlich›. Es ist tragisch, dass gewisse Leute so etwas tun müssen», kommentiert er. Er fügt an: «Das ist ganz klar ein Angriff auf unsere Demokratie.» In dieser Frage sind sich die Politiker also für einmal einig.

Nicht alle machen mit

Gerade weil jedes Wahljahr wieder Plakate zerstört werden, gibt es auch Politiker, die keine mehr aufhängen. Darunter der SVP-Kantonsrat Richard Aschberger. 2021 gab er im Rahmen des Regierungsratswahlkampf das Versprechen ab, keine Wahlkampfplakate von sich aufzuhängen. «Ich persönlich bezweifle den Nutzen des Plakatierens stark, unabhängig von den Kandidatinnen und Kandidaten», teilt er am Freitag in einem Schreiben mit. Innerhalb von ein paar Sekunden könne keine Botschaft transportiert werden.

Im Gegenteil: Die Plakate würden vom Verkehr ablenken. «Ich habe noch nie von Leuten gehört, die Politiker wählen, weil sie die Gesichter 50 mal am Wegrand gesehen haben», lässt Aschberger verlauten. Stattdessen lässt er den gesparten Betrag einer «unterstützungswürdigen Organisation» zukommen.

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veröffentlicht: 15. September 2023 11:57
aktualisiert: 16. September 2023 11:38
Quelle: 32Today

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