Missbrauch in Kirche

Bischof Charles Morerod notfallmässig ins Spital eingeliefert

14.09.2023, 17:16 Uhr
· Online seit 14.09.2023, 13:24 Uhr
Im Zuge des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche wollte sich Charles Morerod zu den Vorwürfen ihm gegenüber nicht äussern. Am Mittwoch musste der für Lausanne, Genf und Freiburg zuständige Bischof ins Spital gebracht werden.
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Gegen den Bischof Charles Morerod wurden Vorwürfe zum aktuellen Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche publik gemacht. Er soll nach der Meldung von Missbrauchsfällen nicht eingeschritten sein. Einen Priester soll er dennoch befördert haben.

Wie die Diözese von Genf, Lausanne und Freiburg in einer Mitteilung schreibt, musste Charles Morerod am Mittwoch, dem 13. September ins Spital eingeliefert werden. Der Bischof musste notfallmässig operiert werden.

Das Oberhaupt der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg musste sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen. Zuvor hatte er seinen Rücktritt angeboten, sollte er grössere Fehler begangen haben. Die Operation sei gut verlaufen, teilte das Bistum am Donnerstag mit. Man wünsche dem Bischof eine baldige und vollständige Genesung. Es habe sich um die Folgen einer Schädelblutung gehandelt, die auf einen Sturz mit dem Velo vor einigen Monaten zurückzuführen war.

Die Ergebnisse der Untersuchung warte er mit Gelassenheit ab, sagte Morerod am Donnerstag der Freiburger Zeitung «La Liberté». Sein Amt als Bischof läge ihm nicht besonders am Herzen. «Wenn ich von meinem Amt zurücktreten müsste, wäre das für mich eine Befreiung.»

Juristisch verjährte Missbrauchsfälle

Morerod ging auch auf die Missbrauchsfälle von fünf Priestern in seiner Diözese ein. Sie standen 2020 unter Verdacht, pädophile Handlungen begangen zu haben. In zwei Fällen sei die Justiz zum Schluss gekommen, dass es keinen Grund für eine Strafverfolgung gab.

In weiteren Fällen waren die Taten juristisch verjährt. Die Personen müssten überwacht werden, sagte Morerod. «In den problematischsten Fällen kann ich einem Priester sein Amt entziehen oder ihn in seinem Wirkungsbereich stark einschränken», sagte Morerod. Das seien Massnahmen, die er nach eigenen Angaben relativ kürzlich ergriffen habe.

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Die Universität Zürich hatte am Dienstag eine Studie veröffentlicht, die 1002 Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in der Schweiz seit der Mitte des 20. Jahrhunderts dokumentiert. Den Forschern zufolge handelt es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs, da die meisten Fälle nicht gemeldet und Dokumente vernichtet wurden.

Churer Bischof führt Untersuchung

Die Untersuchung gegen Morerod und vier weitere seiner Amtsbrüder in der Schweizer Bischofskonferenz erfolgt auf Geheiss Roms. Der Churer Bischof Joseph Bonnemain ermittelt aufgrund eines Briefs des Whistleblowers Nicolas Betticher an die päpstliche Nuntiatur in Bern.

Betticher ist als ehemaliger Generalvikar des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg und aktueller Pfarrer in Bern ein Insider. Er prangerte die Vertuschung und die Verwicklung der Veranwortungsträger an. Der des Missbrauchs beschuldigte Abt von Saint-Maurice, Jean César Scarcella, legte sein Amt am Mittwoch vorübergehend nieder.

(roa/sda)

veröffentlicht: 14. September 2023 13:24
aktualisiert: 14. September 2023 17:16
Quelle: Today-Zentralredaktion

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