Emma, Noah oder Kevin?

Expertinnen erklären: Von diesen Babynamen solltest du die Finger lassen

· Online seit 23.08.2023, 07:28 Uhr
Bereits zum dritten Mal führt Noah die Liste der Schweizer Bubennamen und Emma zum zweiten Mal die der Mädchennamen an. Zwei Expertinnen erklären, warum das so ist und welche Namen später sogar zu einem Problem werden könnten.
Anzeige

Emma, Noah, Mia oder Liam sind Spitzenreiter, wenn es bei Schweizer Familien um die Namensfindung geht. Insbesondere Emma und Noah sind schon lange vorne mit dabei.

Dass diese Namen so beliebt sind, hat verschiedene Gründe, wie Simone Berchtold, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Institut für Germanistik der Universität Bern, erklärt.

Lange Vornamen sind out

Der Trend zeigt es deutlich: «Momentan sind lange Namen tatsächlich out. In der Statistik kommen sie natürlich noch vor, aber nicht in der Häufigkeit wie kurze», sagt Berchtold gegenüber der Today-Redaktion. Es gebe immer eine Art Mode-Strömung, auch bei Vornamen. «Der Zeitgeschmack ist ganz klar bei kurzen, oft zweisilbigen Namen», bestätigt Berchtold.

Als ein Problem sieht die Expertin dies nicht. «Wenn man die Hitparade sieht, hat man das Gefühl, dass alle Mädchen nur noch Emma und alle Buben nur noch Noah heissen. In Tat und Wahrheit hat man noch nie so viele verschiedene Vornamen vergeben», so Berchtold.

In den 80er-Jahren gabs noch (fast) keine Noahs

Das habe damit zu tun, dass man mehr Vornamen kenne, auch aus anderen Kulturen und auch Kurzformen von vorhandenen Namen vergeben werden, wie zum Beispiel Ben. «Bei Namen gibt es immer einen gewissen Zeitraum, in dem sie oft vergeben werden. Das können bis zu dreissig Jahre sein», erklärt Berchtold.

Noah kam in den 80er-Jahren zum Beispiel ganz langsam auf und wurde in einem Jahr in der Schweiz nur dreimal vergeben. Die Beliebtheit sprang dann zu Beginn der 90er-Jahre rasant an, führt Berchtold aus. Gemäss den Verlaufskurven von Namen könnte Noah dann in den nächsten zehn Jahren wieder an Beliebtheit einbüssen.

Sanfte Laute statt harte Konsonanten

Auch wenn Noah ein Name mit biblischem Hintergrund ist, so wählen die Menschen heute wohl kaum mehr den Namen des Glaubens wegen aus, so Simone Berchtold. «Noah erfüllt genau diese Zweisilbigkeit und endet auch noch auf A, was weich klingt», so Berchtold. Harte Konsonanten würden aktuell seltener gewählt.

Als Beispiel hierfür gelten Peter oder Frank. Als weiche Konsonanten gelten M, N oder auch L. Wie halt bei Liam, Mia oder eben Emma und Noah.

«Die sanften Laute dominieren bereits seit fast zehn Jahren», erklärt Berchtold. Das könne sich natürlich auch wieder ändern, aber vorhersagen, wann welche Namen wieder häufiger werden, kann man natürlich nicht.

Filme und Sport haben Einfluss auf Namensgebung

Ähnlich sieht das auch Margrit Stamm, emeritierte Professorin für Erziehungswissenschaften der Universität Freiburg. «Der Zeitgeist hat viel mit den Namen zu tun. Da können auch Filmstars, Sportlerinnen und Sportler einen Einfluss haben», so Stamm.

Dass Kindernamen schon länger eher kürzer sind, fällt auch ihr auf. Das könne zeigen, wie reif ein Kind bereits ist. Oder eben auch frühreif. «Ein Kind kann seinen Namen in der Regel mit zweijährig dann sagen, wenn er eben kurz und prägnant ist. Da erntet man schon ‹Ahs und Ohs› von anderen», so die These von Stamm. Dass Eltern aus diesem Grund kurze Namen wählen, denkt sie aber eher nicht.

Auch in der Schule sind Namen ein zentrales Thema. «Ich kann mir schon vorstellen, wenn viele Kinder in einer Klasse denselben Namen tragen, dass das Kind sich nur als ‹Wir› sieht und nicht weiss, wer gemeint ist, wenn nach einem gerufen wird», meint Stamm und erklärt, dass die Namensgebung ein Stück Identität ist, und zwar von jedem Mensch.

Lehrpersonen schätzen Intelligenz anhand von Namen ein

Aussergewöhnliche Namen können einen negativen Effekt haben. So kann es sein, dass sich das Kind gar nicht mit dem Namen identifizieren kann oder sich ständig als Aussenseiterin oder Aussenseiter wahrnimmt.

Eine Studie aus Deutschland habe ausserdem ergeben, dass Lehrerinnen und Lehrer gewisse Namen positiver oder negativer bewerten, sagt Margrit Stamm. Die Kinder also als leistungsstark oder eher leistungsschwach einschätzen.

Als Beispiel führt Stamm hier den Namen Kevin an: «Viele Eltern haben ihren Sohn nach Erscheinen des Films ‹Kevin allein zu Hause› so genannt. Dass dieser Name oft negativ gewertet wird, hat auch mit dem Lebenswandel des Schauspielers zu tun.» Warum wir Namen aber automatisch negativ oder positiv etikettieren, sei noch nicht erforscht.

Tipps für Eltern bei der Namensfindung

«Ein Kind ist heutzutage ein Projekt für die Eltern und das ist eine ganz spezielle Erfahrung, die man mit einem speziellen Namen betonen will. Am Ende ist es aber das Kind, das mit seinem Namen umgehen und seinen eigenen Weg finden muss», so Stamm.

Für die Namensfindung hat sie auch ein paar Tipps: «Eltern würde ich empfehlen, vielleicht einen Namen zu wählen, den einen an eine liebenswerte Person erinnert. Auch wenn ich den Wunsch nach einem speziellen Namen nachvollziehen kann.»

Ganz wichtig sei auch, dass ein Name nicht zum Hänseln auffordern soll. Als Beispiel nennt sie den Namen Manko. «Besonders in slawischen Ländern ist diese Form von Roman anzutreffen. Im deutschsprachigen Raum bedeutet Manko aber so viel wie Fehler», erklärt sie.

Auch ein zweiter Vorname kann eine Lösung sein: «Wenn man einem Kind zum Beispiel einen zweiten Vornamen gibt, kann es später auch selber entscheiden, welchen es als Rufnamen wählt», so Stamm.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 23. August 2023 07:28
aktualisiert: 23. August 2023 07:28
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige
32today@chmedia.ch