Einschüchterung

Iranische Aktivistinnen werden bedroht und verfolgt – auch in der Schweiz

· Online seit 22.09.2023, 13:53 Uhr
15 iranische Aktivistinnen, die in Europa leben, melden Bedrohungen und Verfolgungen. Dahinter soll das iranische Regime stecken. Auch Maryam Banihashemi vom Verein Free Iran Switzerland berichtet, in der Schweiz schon verfolgt worden zu sein.

Quelle: TeleBärn / Beitrag vom 27. Februar 2023

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Sie bekommen online Tausende Todesdrohungen pro Woche, sie werden auf offener Strasse verfolgt und ihre Konten werden gehackt. Das berichten 15 iranische Aktivistinnen und Regime-Kritiker aus der Schweiz, Deutschland, Schweden, Spanien, Frankreich und Grossbritannien der britischen Zeitung «The Guardian». Hinter der Einschüchterungs-Massnahmen vermuten die Aktivisten die iranische Regierung und deren Agenten.

Iranerin wird in der Schweiz verfolgt

Im September vergangenen Jahres starb die 22-jährige Mahsa Amini an den Folgen der Gewalttaten durch die iranische Sittenpolizei. Amini verstiess gegen das Hidschab-Gesetz, weshalb sie von der Polizei geschlagen und gefoltert wurde. Ihr Tod löste im Iran eine riesige Protest-Welle aus, die vom iranischen Regime brutal niedergeschlagen wurde.

Iranerinnen und Iraner, die im Ausland lebten, zeigten sich solidarisch mit den Protestierenden im Iran. So auch Maryam Banihashemi, die seit 2016 in der Schweiz lebt. Sie forderte öffentlich einen Regierungswechsel und schnitt sich als erste Frau in der Schweiz die Haare ab – als Zeichen der Solidarität.

Als Reaktion auf ihr Engagement werde ihr auf Social Media mit dem Tod gedroht, erzählt Banihashemi dem «Guardian». Daran habe sie sich mittlerweile gewohnt. Sie berichtet der Zeitung auch von zwei Vorfällen, die sich auf offener Strasse ereigneten. Einmal habe sie sich mit einem Schweizer Parlamentarier in Bern getroffen. Nach diesem Treffen glaubte sie, verfolgt geworden zu sein. Ein anderes Mal habe sie eine Person auf dem Nachhauseweg nach einer politischen Veranstaltung in Zürich verfolgt.

Demonstrantinnen schneiden sich bei Protesten in Zürich die Haare ab:

Quelle: ZüriToday / Beitrag vom 24. September 2022

Im Juni dieses Jahres erhielt Banihashemi die Mitteilung, dass ihr Leben in Gefahr sei. «Sie wollen dich dort ermorden», soll ihr ein Mitglied der iranischen Revolutionsgarde geschrieben haben.

Die Polizei habe ihr daraufhin geraten, Name und Adresse zu ändern und private Bodyguards anzustellen. Dies könne sie sich aber nicht leisten, so Banihashemi. Die Iranerin fühlt sich seitdem in der Schweiz nicht mehr frei. «Nach diesem Jahr ist selbst Europa nicht mehr sicher für mich», erzählt sie der Zeitung.

Ein Leben in ständiger Angst

Aktivistinnen in anderen europäischen Ländern berichten von ähnlichen Vorfällen. Eine in Spanien lebende Iranerin erhielt im Februar Todesdrohungen via Telegram und wurde verfolgt. Die spanische Polizei konnte den Absender jedoch nicht ausfindig machen und Untersuchungen zur Verfolgung stellte sie ein. Sie lebe nun in ständiger Angst, so die Frau.

Beim deutschen Geheimdienst ging eine Drohung gegen die LGBTIQ+-Aktivistin Shadi Amin ein. Im August warnte der deutsche Geheimdienst sogar öffentlich vor Spionageversuchen durch eine Hackergruppe namens Charming Kitten. Auch Amin fühlt sich in Deutschland nicht sicher und wünscht sich mehr Unterstützung von der dortigen Regierung.

Die französische Polizei rät Frauen, die gegen das iranische Regime protestieren, gar vor Reisen in die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei ab. Protestführerin in Frankreich, Mona Jaffarian, erzählt gegenüber dem «Guardian»: «Sie erklärten mir, dass der Iran es auf Menschen abgesehen hat, die Einfluss auf die Medien haben, insbesondere auf die öffentliche Meinung.»

Iranische Botschaft weist Vorwürfe zurück

Dass sich iranische Aktivisten im Ausland öfters bedroht fühlen, zeigte sich bereits Anfang Jahr. So meldete die Terrorbekämpfungseinheit der Londoner Metropolitan Police, dass die Untersuchungen von ausländischer Bedrohung in den letzten zwei Jahren um das Vierfache zugenommen hätten.

Ein Sprecher der iranischen Botschaft in Grossbritannien will nichts von den Vorwürfen der Aktivistinnen wissen: «Wir können all diese Behauptungen wie Belästigung, Überwachung, Entführungspläne und Todesdrohungen sowie Hacking, Cyberangriffe und Online-Belästigung kategorisch zurückweisen.»

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veröffentlicht: 22. September 2023 13:53
aktualisiert: 22. September 2023 13:53
Quelle: Today-Zentralredaktion

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