Schweiz

Nach der soH fordern auch Schweizer Universitätsspitäler höhere Tarife

Finanzkollaps droht

Nach der soH fordern auch Schweizer Universitätsspitäler höhere Tarife

23.05.2023, 13:23 Uhr
· Online seit 23.05.2023, 11:53 Uhr
Die Unispitäler der Schweiz wollen von den Krankenversicherungen kostendeckende Tarife. Für 2023 rechnen sie mit noch höheren Verlusten als im Vorjahr, wie sie am Dienstag an einer gemeinsamen Medienkonferenz in Bern mitteilten. Ganz ähnliche Forderungen gibt es bereits von der Solothurner Spitäler AG.
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Erst vor wenigen Wochen haben die Solothurner Spitäler (soH) eine Erhöhung der Tarife gefordert. Der heutige Tarif sei durch die gestiegenen Preise, wie etwa die im Energiebereich, nicht mehr realistisch. Die soH würde mit den momentanen Tarifen jedes Jahr unumgänglich ein Defizit schreiben. Dazu komme der Fachkräftemangel. Weil es an Personal fehlte, musste die soH teilweise das Bettenangebot reduzieren – auch da ging Geld verloren. Nun schlagen auch die Universitätsspitäler Alarm und fordern dasselbe: Höhere Tarife.

Nach dem kumulierten Verlust von rund 200 Millionen Franken für 2022 wird für das laufende Jahr demnach ein weiterer Anstieg auf rund 300 Millionen Franken erwartet, wie Vertreter der Universitätsspitäler Bern, Basel, Genf, Lausanne und Zürich vor den Medien erklärten.

Dies sei paradox, denn es liessen sich viele Patientinnen und Patienten behandeln. Allerdings würden die Tarife die Kosten bei weitem nicht mehr decken. Zu Mehrausgaben tragen demnach in diesem Jahr besonders Lohnanpassungen für das Spitalpersonal, steigende Energiepreise und die Teuerung bei – dies bei gleich bleibenden Tarifen. Dies erzeuge weitere Verluste.

Spitäler drohen mit Kündigung der Tarifverträge

Die Sonderrolle der Universitätsspitäler, unter anderem als Forschungszentren, soll bei der laufenden Diskussion um die Tarifermittlung im Rahmen der anstehenden Revision der Verordnung über die Krankenversicherung (KVV) deshalb sowohl von den Verhandlungspartnern – also den Versicherungen – als auch vom Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) berücksichtigt werden.

«Ansonsten ist die Erfüllung der Leistungsaufträge unserer Spitäler in akuter Gefahr», sagte Uwe E. Jocham, Direktionspräsident der Insel Gruppe Bern. Ohne kostendeckende Tarifangebote würden sich die Universitätsspitäler gezwungen sehen, die bestehenden Tarifverträge per Ende 2023 flächendeckend zu kündigen.

Die Revision werde die bereits kritische Tarifsituation weiter verschärfen, hiess es. Werden die Preise respektive die Tarife nicht der Realität angepasst, würden die Standortkantone in absehbarer Zeit finanzielle Rettungsschirme für die Spitäler vorbereiten müssen. «Die im Moment präsentierten Lösungen gefährden letztlich die Gesundheitsversorgung», sagte Werner Kübler, Spitaldirektor des Universitätsspitals Basel.

Herausfordernde Situation am Arbeitsmarkt

Zudem könnten viele Universitätsspitäler wegen Personalmangels nicht mehr alle Betten betreiben. Dieser Mangel an qualifiziertem Personal sei seit einigen Jahren spürbar und durch die Corona-Pandemie, die demografische Entwicklung und veränderte Anforderungen an das Arbeitsumfeld noch verschärft worden.

«Die Arbeitsmarktsituation ist für uns ausgesprochen fordernd», sagte Gregor Zünd, CEO des Universitätsspitals Zürich, an der Medienkonferenz. Die Spitäler hätten bereits zahlreiche Massnahmen ergriffen, um die Arbeits- und Anstellungsbedingungen weiter zu verbessern, hiess es an der Medienkonferenz weiter. Die meisten dieser Massnahmen würden jedoch zugleich die Personalkosten erhöhen und die Spitalfinanzen somit zusätzlich belasten.

Besonders grosse Probleme hat das Kantonsspital Aarau

Einen besonders lauter Hilfeschrei gab es letztes Jahr beim Kantonsspital Aarau (KSA). Ohne Staatshilfe sei ein Konkurs unausweichlich. Erst letzte Woche hat der Aargauer Grosse Rat deshalb einen Betrag von 240 Millionen Franken bewilligt, um das finanziell angeschlagene KSA zu retten.

Quelle: Tele M1

(sda/dak/nsc)

veröffentlicht: 23. Mai 2023 11:53
aktualisiert: 23. Mai 2023 13:23
Quelle: 32Today

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