Unfall in Baar

Nach Zusammenstoss: Sind Patrouille-Suisse-Flugshows noch zeitgemäss?

27.06.2023, 21:55 Uhr
· Online seit 27.06.2023, 16:34 Uhr
Nachdem sich vorletzte Woche zwei Flugzeuge der Patrouille Suisse touchiert hatten, wurde letzte Woche das Training mit den F-5 Tiger wieder aufgenommen. Während Befürworter die Patrouille Suisse weiter unterstützen, wollen Gegner die Flugshows verbieten.
Anzeige

Bei einem Trainingsflug am 15. Juni touchierten sich in Baar zwei Patrouille-Suisse-Flugzeuge. Dabei fiel ein Teil der Militärmaschine vom Himmel und krachte auf das Firmengelände von Glencore in Baar. Eine Person wurde durch die Glassplitter leicht verletzt.

Die Militärjustiz habe die entsprechenden Untersuchungen aufgenommen, teilt Armeesprecher Mathias Volken auf Anfrage mit. «Darüber hinaus arbeitet die Luftwaffe den Vorfall auch intern auf», so Volken. Die Sicherheit habe für die Luftwaffe und die ganze Armee «höchste Priorität».

Vergangenen Freitag teilte die Patrouille Suisse mit, dass der Flugbetrieb schrittweise wieder aufgenommen wird. Offen ist jedoch noch, ob und wann wieder Flugshows durchgeführt werden können. Die Vorführungen am Bernisch-Kantonalen Schwingfest in Tramelan und am Jubiläum der OG Langenthal mussten abgesagt werden. Auch die Durchführung der nächsten geplanten Show an den Flugtagen der Flugsportgruppe Zürcher Oberland ist noch ungewiss. Das Training am Dienstag über dem Flugplatz Speck-Fehraltorf fand statt – ob am Samstag geflogen werden kann, ist allerdings noch nicht klar, wie das VBS mitteilt.

Quelle: PilatusToday / David Migliazza

Flugshows verbieten

Regula Rytz, alt Nationalrätin und ehemalige Präsidentin der Grünen, fordert, dass die Flugzeuge der Patrouille Suisse nur noch für Trainings eingesetzt werden dürfen. Die 61-Jährige reichte bereits 2017 eine Motion ein, welche die Darbietungen von Flugstaffeln wie der Patrouille Suisse verbieten sollte. Der Nationalrat lehnte den Vorstoss damals mit 134 zu 43 Stimmen ab.

Rytz betont einerseits die Gefahr für die zivile Bevölkerung: «Das Risiko ist einfach zu gross, das haben verschiedene Fast-Unfälle gezeigt.» Andererseits weist sie auf die finanzielle Belastung des Bundeshaushalts hin: «Es ist wirklich nicht nötig, an zivilen Grossanlässen solche Flugshows durchzuführen, die erhebliche Kosten, Lärm und Risiken verursachen.»

Zudem sei es der falsche Moment, in Zeiten des Ukraine-Krieges «mit Kampfflugzeugen irgendwelche Vergnügungen darzustellen», sagt die langjährige Nationalrätin. Und auch die Belastung des Klimas sieht Rytz als Problem: «Die Kampfflugzeuge haben einen enormen Spritbedarf und verursachen einen grossen CO2-Ausstoss. Deshalb ist es wichtig, auf überflüssige Flugbewegungen zu verzichten.»

Bestandteil des Trainings

Entschieden anders sieht das Urs Känel, Präsident des Fanclubs Patrouille Suisse. «Die Flugshows haben nach wie vor ihre Berechtigung.» Die Piloten müssten trainieren und die «Display-Shows» seien ein Bestandteil des Trainings. «Man würde nichts gewinnen, wenn man auf die ‹Displays› verzichtet.»

Er könne nicht beurteilen, wie beispielsweise Menschen aus der Ukraine, die in der Schweiz leben, auf die Kampfjets reagieren, so Känel. «Es ist bei uns in der Schweiz ein Bestandteil, den wir seit jeher so haben.» Die Einsätze würden jeweils im Voraus angekündigt und kämen nicht überraschend.

Show an Eiger Bike-Challenge

Am 12. August, in eineinhalb Monaten, ist eine Flugshow an der Eiger Bike-Challenge in Grindelwald geplant. «Wir haben bisher keine Absage erhalten, deshalb hoffen wir, dass wir die Flieger der Patrouille Suisse bei uns in Grindelwald begrüssen dürfen», meint Marcel Homberger, Präsident der Eiger Bike-Challenge.

Auf den Vorfall in Baar angesprochen, sagt Homberger: «Es kann immer etwas passieren, aber Bedenken haben wir nicht.» Es seien schliesslich absolute Profis am Werk.

Die Patrouille Suisse sei mit einer Tradition verbunden, erklärt Homberger. Und er findet: «Es ist eine reine Show-Darbietung, wie es sie auch in anderen Ländern gibt.» Natürlich werde es nicht allen gefallen. «Das gibt es immer. Es ist ja jedem selber überlassen, ob er sich das anschauen kommen möchte, aber ich hoffe auf viele Zuschauende», ergänzt der Präsident der Mountainbike-Veranstaltung.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 27. Juni 2023 16:34
aktualisiert: 27. Juni 2023 21:55
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
32today@chmedia.ch