Verwaltungen raten

«Nicht jeder Student muss in der Länggasse wohnen»

16.02.2023, 07:50 Uhr
· Online seit 16.02.2023, 05:37 Uhr
Für Studierende wird es immer schwieriger, an ein WG-Zimmer zu kommen. Alleine auf der Plattform «Flatfox» sind im Raum um die Stadt Bern die Bewerbungen pro WG-Zimmer im letzten Jahr um 60 Prozent gestiegen. Die Verwaltungen raten zu Geduld – und mehr Flexibilität.
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«Es ist für Studierende sicherlich nicht einfacher geworden, zusammen eine WG zu finden», sagt Matthias Wenger, Geschäftsführer der Jordi Liegenschaften. Das bestätigt auch Michael Friedli, Leiter Bewirtschaftung der Von Graffenried Liegenschaften: «Der Wohnungsmarkt ist generell ausgetrocknet. Für eine Wohngemeinschaft mit kleinerem Budget ist es dementsprechend noch schwieriger, eine geeignete Wohnung zu finden.»

Ab in die Agglo

Wenger von den Jordi Liegenschaften weist darauf hin, dass auch der Fokus auf die Stadt Bern die Suche erschwere. «Selbstverständlich will jede Studentin und jeder Student gerne in der Länggasse wohnen.» In den Stadtquartieren sei das Angebot für bezahlbaren Wohnungsraum begrenzt.

Wenger rät daher, den Radius zu erweitern. «Ortschaften, die 15 Minuten vom Bahnhof Bern entfernt sind, sind für die meisten Studierenden zumutbar», sagt er. Dazu gehörten Gemeinden wie etwa Ostermundigen, Münchenbuchsee oder Toffen.

Auch Friedli von den Von Graffenried Liegenschaften rät, sich nicht nur auf die Stadt Bern zu konzentrieren. «Je weiter vom Zentrum entfernt, umso günstiger wird das Wohnen», laute die Faustregel. Zudem müssten Studierende mit kleinem Budget Abstriche in Kauf nehmen. «Eine typische ‹Studi-Bude› ist nun mal kein Neubau, hat vielleicht nur ein Bad und eine ältere Küche sowie keinen Balkon», sagt er.

Klischee von «lauten» WGs trifft nicht zu 

Wenger von den Jordi Liegenschaften betont zudem, dass nicht jede Wohnung für eine Wohngemeinschaft geeignet sei. «Wenn in einer Liegenschaft vor allem ältere Damen und Herren leben, ist eine WG nicht passend.» Zudem gebe es Eigentümerinnen und Eigentümer, die prinzipiell ihre Wohnungen nicht an WGs vermieten wollen.

Dies läge nicht zuletzt daran, dass viele davon ausgehen, dass WGs Lärm machen und sich nicht an die Regeln hielten. «Klar, das kommt auch vor. Aber wir machen nur wenige schlechte Erfahrungen mit WGs.»

Alle von BärnToday angefragten Liegenschaftsverwaltungen betonen, dass sie generell offen für WGs seien. «Wir werden von den Wohneigentümern dazu beauftragt, die Wohnungen zu vermieten. Da sind wir auch für die Anfragen für WGs dankbar», so Friedli von den Von Graffenried Liegenschaften.

Für die Verwaltungen haben WGs auch einen grossen Vorteil, wie Wenger von den Jordi Liegenschaften erklärt. «Da bei einer WG die gleiche Miete durch drei oder durch vier geteilt werden kann, erhalten Studierende die Chance auf eine Wohnung, die ansonsten womöglich länger leer stehen würde.» Es werde nämlich immer schwieriger, teurere Wohnungen an Alleinstehende oder junge Paare zu vermitteln.

veröffentlicht: 16. Februar 2023 05:37
aktualisiert: 16. Februar 2023 07:50
Quelle: BärnToday

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