Berge, Sandbänke und Bier

Schweden hat Schnauze voll von Verwechslung mit Schweiz – unsere Antwort

26.10.2023, 13:57 Uhr
· Online seit 26.10.2023, 11:17 Uhr
Schwedens Tourismus-Büro will endlich eine klare Trennung von der Schweiz, damit die beiden Länder nicht mehr verwechselt werden. Wir haben die Forderungen durchgesehen. Unsere Stellungnahme und Verbesserungsvorschläge im Namen der ganzen Schweiz – von einem, der es wissen muss.

Quelle: CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris

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Kära svenska folket. Härmed följer ett svar ifrån Schweiz. Efter noggran granskning måste vi tyvär meddela att vi inte kann gå med på alla krav för att förhindra framtida förväxlingar mellan Sverige och Schweiz.

Sehr geehrte schwedische Bevölkerung, es folgt eine Antwort aus der Schweiz. Nach gründlichem in Betracht ziehen, müssen wir aber leider mitteilen, dass wir nur einen Teil ihrer Forderungen erfüllen können, um zukünftige Verwechslungen zu vermeiden.

Ihr mögt das Land der Flüsse sein, doch in puncto Sandbänke können wir bestens mithalten. Die Sandbänke im Rhein laden regelrecht dazu ein, sich mit ein paar Freunden auf ein paar Klappstühle zu setzen, um sich der Konsumation von alkoholischen Durstlöschern zu widmen. Gustav Svensson, Hauptfigur der schwedischen Serie Svensson Svensson sagte einst: «In Schweden muss man Alkohol trinken, um Spass zu haben, das ist statistisch bewiesen.» Uns Schweizern geht es manchmal genau so, wenn wir mal gerade nicht über Banken sprechen. Wenn man weder Freunde noch Fusel hat, dann kann man sich immerhin alleine auf die Sandbank stellen und Steine «schiffern».

Obwohl wir euch recht geben müssen, dass in eurer Natur oftmals absolute Stille herrscht, bei uns herrscht diese Ruhe sogar in den Wohnquartieren. Jemanden zu finden, der am Sonntag seinen Rasen mäht oder Laub bläst, ist nahezu unmöglich, oder sollte es aus gesetzlicher Sicht mindestens sein. Den Schweizerinnen und Schweizern ist die Ruhezeit nämlich dermassen heilig, dass es eine allgemeine Sonntagsruhe gibt.

Surreal wie eure Nordlichter ist nicht nur unser LSD. Eine fast schon surreale Welt bietet der grösste unterirdische See in Europa in Saint-Léonard VS. In der Grotte fühlt man sich wie in einer anderen Galaxie. Das aber wirklich surreale dran ist der Preis um dort hinzukommen: 84 Franken kostet ein Zug-Ticket ab Aarau ohne Ermässigung. Damit wären wir auch schon bei einem Punkt, der uns wirklich unterscheidet. Eine vergleichbar lange Reise in Schweden wäre von Askersund nach Stockholm. Ein Ticket kostet hier hingegen bloss 26 Franken.

Här är några förslag på hur vi faktiskt kan skilja oss från varandra

Selbstverständlich spricht Schweden weiterhin über sein motorbetriebenes Kulturgut: den Volvo. Und die Schweiz spricht über Seilbahnen, die Berge wie das klein Matterhorn oder den Piz Bernina befahren.

Schweden behält weiterhin die staatlich monopolisierten Alkoholläden. Die Schweiz bekommt dafür die Rebberge im ganzen Land, und günstiges Bier in jedem Dorfladen.

Surströmming, der einzige Fisch, der schwieriger ist zu essen als ihn zu fangen, geht an Schweden, dafür bekommt die Schweiz das Käsefondue und Raclette. «Es bitz stinke» darf es also auch bei uns.

Schweden konzentriert sich weiterhin auf das Herumtanzen um die Midsommarstange. Die Schweiz fokussiert sich weiterhin auf die Streetparade, welches die grösste Technoparade der Welt ist.

Wo wir uns gesellschaftlich eine Scheibe von Schweden abschneiden können

«Fika»: Kaffee trinken und Gebäck geniessen, hat in Schweden einen hohen Stellenwert. Während die Kaffeepause in der Schweiz häufig bloss eine Verschnaufpause ist, hat Fika in Schweden auch einen sozialen Aspekt. Manche Unternehmen bringen in ihren Anstellungsverträgen sogar eine Klausel unter, die das Recht auf Fika zusichert. Auch in der Freizeit ist Fika eine beliebte Aktivität, der viele Schwedinnen und Schweden von Jung bis Alt nachgehen.

«Guten Tag, Herr Müller, können Sie mir bitte weiterhelfen?» Ungefähr so könnte es in einem Schweizer Büro klingen, wenn man einen Vorgesetzten nach Rat fragt. In Schweden hingegen würde es eher so klingen: «Hej Thorbjörn, kannst du mir bitte weiterhelfen?» Ob man in Schweden mit einem CEO, einem Angestellten, einer Ärztin oder einfach einer Passantin spricht, geduzt werden dabei alle. Die Frage, wie man eine Person korrekt ansprechen soll, klärt sich damit von selbst, und die Hierarchie wird damit auch flacher gehalten. Die einzige Ausnahme bildet dabei die Königsfamilie, die traditionell in der dritten Person angesprochen wird. Aber die könnt ihr auch gern behalten.

veröffentlicht: 26. Oktober 2023 11:17
aktualisiert: 26. Oktober 2023 13:57
Quelle: ArgoviaToday

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