Neue Methode

Schweizer Armee rennt wechselwilligen Soldaten nach

· Online seit 30.11.2023, 13:27 Uhr
Bei Soldatinnen und Soldaten, die in den Zivildienst wechseln wollen, lässt die Armee nicht locker. Mit Telefonanrufen versucht sie, diese zum Bleiben zu überzeugen. Gleichzeitig herrscht ein Überbestand in der Armee.
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Gleich zweimal hintereinander rief die Schweizer Armee den Soldaten an. Dass Roman Schneider nach der Rekrutenschule und einem absolvierten Wiederholungskurs in den Zivildienst wechseln wollte, passte der Armee nicht. Der Mann am Telefon versuchte ihn zum Bleiben zu überzeugen, wie die WOZ schreibt.

Vorgängig hatte Schneider bereits ein E-Mail der Armee mit ungefähr demselben Inhalt wie im Telefongespräch erhalten. Darin bedauerte die Armee seine Trennung von ihr und kündigte an, ihn noch einmal sprechen zu wollen. So versprach die Armee etwa, sich zu ändern und in Zukunft etwa besser auf Schneiders Bedürfnisse einzugehen. Auch könne man über «flexiblere Unterstützung oder kürzere Dienstleistungen» diskutieren. Dennoch blieben die beiden telefonischen Überzeugungsversuche bei Schneider erfolglos.

Bescheidener Erfolg

Die Armee begründet die Anrufe mit einem Pilotprojekt, das im Oktober 2022 startete. Soldatinnen und Soldaten mit einem hängigen Zivildienstgesuch würden kontaktiert mit dem Ziel, sie von einem Wechsel abzubringen. Über 2000 Angehörige der Armee wurden laut der Zeitung bis heute angefragt.

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Lediglich 226 wechselwillige Soldatinnen und Soldaten, rund elf Prozent, nahmen das Beratungsangebot an. Davon zog sich allerdings ein knappes Drittel entweder vor dem Beratungstermin wieder zurück oder war mit der vorgeschlagenen Lösung nicht einverstanden. Erfolgreich war die Armee letztlich bei 147 Soldatinnen und Soldaten.

Armee will Dienst attraktiver machen

Dass die Armee wechselwilligen Soldatinnen und Soldaten nachrennt, überrascht. An Soldatinnen und Soldaten mangelt es ihr nicht. Statt den von der Politik vorgegebenen 140'000 leisteten Ende des letzten Jahres über 150 000 Menschen Dienst in der Schweizer Armee. Die Zeitung zitiert einen Bericht der «Republik», der diesen Zustand als illegal bezeichnete.

Das Verteidigungsdepartement (VBS) macht darauf aufmerksam, dass der Sozialdienst für die Beratungsangebote zuständig sei. Dieser habe nun einmal den Auftrag, «bei persönlichen und sozialen Herausforderungen der Dienstpflichtigen beratend und unterstützend zu wirken».

Der Überbestand der Armee hat laut VBS keinen Einfluss auf die Arbeit des Sozialdiensts. Das Pilotprojekt werde bis Ende Jahr weitergeführt und dann ausgewertet. Dieses soll prüfen, ob und wie sich im Rahmen der bestehenden gesetzlichen Grundlagen bessere Voraussetzungen für Armeeangehörige im Dienst schaffen lassen.

veröffentlicht: 30. November 2023 13:27
aktualisiert: 30. November 2023 13:27
Quelle: Today-Zentralredaktion

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