Studie

Über ein Drittel der Schweizer Arbeitnehmenden klagt über Erschöpfung

· Online seit 23.08.2023, 17:08 Uhr
Nirgendwo anders in Europa arbeiten so viele Menschen noch in ihrer Freizeit, um die Anforderungen zu erfüllen, wie in der Schweiz. Travail Suisse schlägt Alarm und sieht Handlungsbedarf.
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Überstunden, hohes Arbeitstempo und Termindruck sind in der Schweiz überdurchschnittlich hoch, wie die Resultate der europäischen Erhebung über die Arbeitsbedingungen zeigen. «Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmenden war bereits vor dem wirtschaftlichen Aufschwung erschöpft», schreibt der Dachverband der Arbeitnehmenden in der Schweiz Travail Suisse am Mittwoch.

Die Intensität sei nirgends so hoch, wie in der Schweiz. Hierzulande gaben 59 Prozent an, oft oder sogar immer mit einem hohen Tempo zu arbeiten. Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 49 Prozent liegt die Schweiz deutlich darüber.

Führend bei Überstunden

Was für Travail Suisse besonders alarmierend ist, sind die 36 Prozent, die angeben, auch in ihrer Freizeit arbeiten zu müssen, um das Pensum zu erreichen. Die Schweiz liegt damit bei den Überstunden weit über dem europäischen Durchschnitt.

«Die Folge davon zeigt sich unter anderem in Erschöpfung», heisst es in der Mitteilung. Ein Drittel der arbeitstätigen Schweizerinnen und Schweizer geben an, erschöpft zu sein – physisch, aber auch emotional.

«Der hohe Anteil an erschöpften Arbeitnehmenden ist ein Alarmzeichen. Die stetig wachsende Intensität in der Arbeitswelt erfordert mehr Ruhezeiten und Erholung», so Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail Suisse.

Wenn alles schmerzt, ist die Belastung zu hoch

Was mit der hohen Arbeitsbelastung einhergeht, sind auch körperliche Beschwerden. 54 Prozent der Befragten geben an, dass sie unter Rückenschmerzen leiden. Auch Muskelschmerzen und Kopfschmerzen waren Thema. Die erwähnten Beschwerden seien ein klares Zeichen dafür, dass die Belastung in verschiedenen Berufen zu hoch ist.

Bei Berufen in denen sich hohe Arbeitsbelastung und wenig Freiräume kumulieren, sieht Bauer dringenden Handlungsbedarf. «Kaum planbare Arbeitszeiten, überlange Arbeitstage, viele Überstunden, wenig Ferien und hohe körperliche und psychische Belastungen bei der Arbeit sind Gift für die Gesundheit der Arbeitnehmenden», erklärt er.

Positive Aspekte sollen nicht vergessen werden

Auf Gesetzesebene wie auch in Gesamtarbeitsverträgen brauche es deutliche Verbesserungen appelliert er. Um Stress und Erschöpfung zu minimieren, haben Travail Suisse und seine Verbände bereits Massnahmen gefordert.

Diesen Ergebnissen stellt der Schweizer Arbeitgeberverband entgegen, dass man positive Aspekte der Studie ausser Acht lasse. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schneide die Schweiz nämlich bezüglich der Arbeitsbedingungen deutlich besser ab, als die meisten Länder, schreibt «20 Minuten».

Trotzdem seien Firmen und Vorgesetzte gefordert. «Diese Situation ist ernst zu nehmen und – wo möglich – Massnahmen zu ergreifen und sie zu verbessern», so der Arbeitgeberverband.

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(roa)

veröffentlicht: 23. August 2023 17:08
aktualisiert: 23. August 2023 17:08
Quelle: Today-Zentralredaktion

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