Wetter

Warum wir uns beim Wetter nicht nur aufs Gefühl verlassen sollten

· Online seit 13.02.2024, 09:06 Uhr
Wetterdaten zeigen: Die Schweizer Temperaturen lagen im Januar gut zwei Grad über dem Mittel der letzten Jahrzehnte. Das erstaunt, denn mancherorts gab es 15 Grad und mehr. Wie passt das zusammen?

Quelle: TeleZüri / Zürcher Sportferien: Atzmännig stell auf Sommerbetrieb um / Archiv-Beitrag vom 10.02.2024.

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Noch Anfang Jahr überzog eine dicke Schneedecke die Schweiz. Wenige Wochen später scheint es mit dem Winter vorbei zu sein. Grün-braune Pisten zwingen Skigebiete zum Umstellen auf Sommerbetrieb. Der Hasel spriesst. Unter Föhneinfluss werden in der ganzen Schweiz frühlingshafte Temperaturen erreicht: 17 Grad in Luzern, 13,4 Grad in Zermatt, gar 22 Grad im Tessin.

«Messdaten und Gefühl müssen unterschieden werden»

All das zeigt: Der Januar 2024 war überdurchschnittlich mild. Der erste Monat des Jahres lag im Mittel 1,8 Grad über der Norm der Jahre 1991-2020, wie Meteo Schweiz mitteilte. Im Vergleich mit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ist der Januar in der Schweiz heute 2,5 Grad wärmer.

Die Zahlen aus dem Januar wirken auf den ersten Blick widersprüchlich. Die meteorologisch ermittelten 2,5 Grad mehr in 120 Jahren klingen nach einem nur marginalen Unterschied. Gleichzeitig lassen die Zahlen aus den Föhngebieten bei vielen Menschen das Gefühl entstehen, dass die Temperaturen viel stärker gestiegen sind, als es die Messdaten zeigen.

Michael Eichmann von MeteoNews ordnet diesen scheinbaren Widerspruch ein. «Messdaten und Gefühl müssen unterschieden werden», sagt der Meteorologe auf Anfrage von ZüriToday. Auf der einen Seite steht die durchschnittliche Temperatur, die nach wissenschaftlichen Methoden ermittelt wird. Diese Messung findet über den ganzen Monat hinweg und in einem grossen Gebiet statt – und kann sich von der individuellen Wahrnehmung unterscheiden.

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So spielt zum Beispiel eine Rolle, dass in den Januar-Durchschnitt auch die nächtlichen Temperaturen einfliessen. Wir Menschen nehmen aber vor allem die Bedingungen am Tag wahr. Dazu kommt: Schwankungen wie die hohen Temperaturen im Tessin hinterlassen einen tiefen Eindruck, gehen im Durchschnitt aber tendenziell unter. «Der Januar hatte zwei Gesichter», so Eichmann, «es war zeitweise sehr kalt und zeitweise sehr mild».

Zwei Grad klingen nach wenig, machen aber viel aus

Für die einen war der Januar gefühlsmässig viel zu warm, die andern wundern sich ob der nur leicht höheren Durchschnittstemperatur an den Messstationen. Michael Eichmann kann diesen individuellen Eindruck nachvollziehen. Es sei in der Vielzahl von Wetter-Meldungen nicht immer einfach, das Gesamtbild im Blick zu halten. Doch der Anstieg während des letzten Jahrhunderts zeige sich deutlich.

«Zwei Grad über dem Durchschnitt klingt erst mal nicht nach viel, aber wenn man sich professionell mit Wetter und Klima beschäftigt, wird einem bewusst, wie viel das ist», gibt der Meteorologe zu bedenken. «Schon wenige Grade mehr im weltweiten Durchschnitt können selbstverstärkende Prozesse auslösen, die man nur noch schwer stoppen kann.»

Der Eindruck eines ungewöhnlich warmen Winters dürfte sich in den kommenden Tagen fortsetzen. Der Höhepunkt wird dabei am Donnerstag oder Freitag erreicht werden. Ab Freitag dürfte es dann auch etwas Niederschlag geben.

Können die Skigebiete also auf ein Winter-Comeback hoffen? Nur bedingt, denn die Schneefallgrenze bleibt gemäss Prognose über 1500 Meter. Die Wettermodelle sagen laut Meteorologe Michael Eichmann für die nächsten zwei Wochen zwar sinkende Temperaturen voraus, aber ob das für Schnee bis in tiefere Lagen reicht, muss sich zeigen. Generell zeichnet sich laut MeteoNews schon jetzt schweizweit für die erste Februarhälfte ein enormer Temperaturüberschuss von über 5 Grad gegenüber dem langjährigen Mittel ab.

veröffentlicht: 13. Februar 2024 09:06
aktualisiert: 13. Februar 2024 09:06
Quelle: ZüriToday

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