Film trifft Realität

Armutszeugnis für Hollywood – Ken wird nominiert, Barbie nicht

25.01.2024, 23:34 Uhr
· Online seit 25.01.2024, 18:35 Uhr
Greta Gerwig und Margot Robbie sind bei den Nominierungen für «Beste Regie» und «Beste Hauptdarstellerin» nicht berücksichtigt worden. Ken hingegen schon. Der Kern des Films ist Realität. Das spricht nicht unbedingt für Hollywood.
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Es ist ein Armutszeugnis für die Oscar-Academy, die Film-Gesellschaft und allen anderen. Aber worum gehts eigentlich? Der Reihe nach. Am Dienstag wurden die diesjährigen Oscar-Nominationen bekannt gegeben. Schön und gut, dass der erfolgreichste Film des Jahres «Barbie» zwar in acht Kategorien nominiert wurde, aber die weibliche Doppelspitze, die treibende Kraft hinter diesem Film, leer ausgehen wird. Und das ist nicht gut. Sowohl Greta Gerwig in der Kategorie «Beste Regie» als auch die Schauspielerin Margot Robbie als «Beste Hauptdarstellerin» sind nicht berücksichtigt worden.

Vor allem, dass Greta Gerwig leer ausgeht, während «Barbie» gleichzeitig auf einen Oscar als «Bester Film» hoffen kann, ist unverständlich. Zum einen, weil Gerwig den erfolgreichsten Film des Jahres realisierte, zum anderen, da Gerwig als sichere Kandidatin galt. Zuvor war sie bereits bei den Critics Choice Awards, den Golden Globes und den Directors Guild of America Awards ausgezeichnet worden. Aber offensichtlich befand die Academy, das würde für ein Jahr ausreichen.

Ryan Gosling als Ken hingegen wurde nominiert. Gut verständlich, denn er hat seinen Job auch sehr gut gemacht. Schliesslich ist er fabelhaft in beach.

Ryan Gosling hat seine Nominierung mehr als verdient – gar keine Frage. Es ist einfach nur bezeichnend. Sicher, er ist ein herausragender Schauspieler, der in dem Film eine tolle Leistung abliefert und einfach ein toller Ken ist. Und mit America Ferrera ist auch eine Frau als beste Nebendarstellerin nominiert worden. Also, was wollen wir Frauen noch? Es ist doch ausgeglichen. Gleichberechtigung und so. Genau! Weiter gehts.Auch das von Gosling gesungene Lied «I’m Just Ken» geht ins Rennen um die Trophäe. Billie Eilish, die den Titelsong zum Film liefert und auch schon den Golden Globe gewonnen hat, ist ebenfalls nominiert. . 

Inzwischen hat Gosling ein Statement veröffentlicht, in dem er sich zwar über die Chance freut, aber auch die Academy angreift: «Es gibt keinen Ken ohne Barbie, und es gibt keinen Barbie-Film ohne Greta Gerwig und Margot Robbie.» Es wäre eine Untertreibung zu sagen, dass er enttäuscht sei, so der Schauspieler. Auch Ferrera kann sich über ihre eigene Nominierung nicht so richtig freuen. «Ich war unglaublich enttäuscht, dass sie nicht nominiert wurden», sagt sie dem US-Magazin «Variety». Ferreras feministischer Monolog gehört zu den eindrücklichsten Filmmomente der letzten Jahre.

Traurige, unangenehme Parallelen 

Das eigentlich Delikate an der Nicht-Berücksichtigung der beiden Frauen ist, dass sich damit die Quintessenz, der Kern des Films bewahrheitet. Kurz und knapp gesagt, handelt der Film davon, dass Frauen in der realen Welt nicht gesehen werden.

Denn als Barbie das Barbie-Land verlässt und in die Realität eintaucht – gemeinsam mit Ken, der sich als Begleiter und vermeintlicher Beschützer aufdrängt – lernt sie auf einen Schlag das Patriarchat kennen. Denn hier haben Männer das Sagen und entscheiden mehrheitlich über Erfolg oder auch Nicht-Erfolg. Ein Schelm, wer sich jetzt böses denkt.

Empörung auf Social Media

Selbsterfüllende Prophezeiung? Wohl kaum. Hollywood ist und bleibt wohl immer noch ein grosses Mojo Dojo House, wie die Nachrichtenseite «Vulture» kürzlich titelte. Eine Referenz auf den Film, in dem Ken das «Barbie-Traumhaus» in eine Junggesellenbude umbaut, die allen Klischees entspricht. Alles in allem zeigt sich, dass die Traumfabrik immer noch hauptsächlich aus Filmindustrie-Veteranen besteht, die mit historischen Themen und dramatischen Szenen mehr anfangen kann, als mit weiblicher Gesellschaftskritik.

Auf Social Media bringt genau diese Parallele recht viel Unmut und Empörung hervor. «Barbie» liefere den Fans daher die perfekte Vorlage, weil der Film eben eine von Sexismus und patriarchalen Strukturen geprägte Welt thematisiert. Und dazu kommt, auch wenn die Academy sich in den letzten Jahren stets um mehr Offenheit und Diversität bemüht hat, so fühlt es sich immer wie ein Kompromiss an. Und manchmal gar wie ein fauler.

Wie findest du die Nicht-Nominierung von Barbie? Gerechtfertigt oder absolutes No-Go? Schreib es uns in die Kommentare. 

veröffentlicht: 25. Januar 2024 18:35
aktualisiert: 25. Januar 2024 23:34
Quelle: ArgoviaToday

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