Künstliche Intelligenz

Bewerbung von ChatGPT schreiben lassen – das musst du beachten

24.01.2024, 08:33 Uhr
· Online seit 24.01.2024, 06:51 Uhr
Der KI-Chatbot ChatGPT ist für viele Menschen mittlerweile zum unverzichtbaren Hilfsmittel geworden – auch beim Schreiben von Bewerbungen. Wir haben eine solche Bewerbung erstellen lassen und bei einer Expertin nachgefragt, was sie davon hält.
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Die Primarschule Lerchenfeld in Thun sucht aktuell eine Lehrperson für die 5./6. Mischklasse.  Auf der Suche nach einem Inserat, auf das sich die Redaktion mithilfe von ChatGPT bewerben können, sind wir per Zufall auf diese Stelle gestossen. Wir fragen bei Schulleiter Stefan Bähler nach, ob wir ihm unsere Bewerbung zuschicken können. Bähler sichert uns zu, eine ehrliche Rückmeldung zum Schreiben abzugeben. Innerhalb weniger Minuten ist die Bewerbung erstellt, nun wird sie abgeschickt.

Tags darauf kommt bereits die Rückmeldung des Schulleiters. Er ist grundsätzlich zufrieden mit der Arbeit von ChatGPT: «Formal ist die Bewerbung gut, denn die Identifikation mit unserer Schule ist da», sagt Stefan Bähler. Vom Umfang, vom Inhalt und von der Form her unterscheide sich die Bewerbung auch nicht von anderen Schreiben, die herkömmlich verfasst wurden.

Zu bemängeln habe er nur Details: So vermisst der Schulleiter etwa eine Begründung, weshalb «die organisatorischen Aufgaben einer Klassenlehrkraft» im Bewerbungsschreiben als persönliche Stärke aufgelistet ist. Zudem hätte Bähler gerne gelesen, weshalb der Bewerber Freude an der Arbeit mit den Kindern hat. «Diesen Aspekt vergessen aber immer wieder Bewerber», so der Schulleiter. Sein Fazit: Er würde diese Person zum Vorstellungsgespräch einladen.

Der Leiter der Schuleinheit Lerchenfeld & Goldiwil findet sogar, dass es völlig in Ordnung sei, wenn jemand eine KI-Bewerbung einreiche. Dies muss aus seiner Sicht nicht mal zwingend deklariert werden.

Persönliche Note reinbringen

Mehr Kritik steckt ChatGPT bei der Berufsberaterin Rahel Trachsel ein. Trachsel ist Co-Leiterin des Berufs- und Informationszentrums BIZ in Thun und sagt zum künstlich generierten Bewerbungsschreiben: «Es hat mich nicht aus den Socken gehauen.» Es werde zwar auf das Inserat eingegangen und sei flüssig zu lesen, aber es hebe sich zu wenig von anderen Bewerbungen ab. «Wenn man herausstechen will, muss man die persönliche Note und Motivation besser vortragen», so Trachsel. Sie kritisiert, dass die Bewerbung zu viele Standardsätze enthalte. Grund dafür sei, dass ChatGPT darauf zugreife, was im Internet am häufigsten vorkomme.

Und noch etwas anderes fällt Rahel Trachsel auf: «Gewisse formelle Normen, die in der Schweiz gelten, werden nicht aufgenommen.» So stehe beispielsweise das Datum am falschen Ort, es habe Kommas, die man in der Schweiz nicht so setzen würde, und der Text beinhalte mehrere Eszett (ß), was in der Schweiz ebenfalls nicht gebräuchlich sei.

Umgang entscheidend

Für die Co-Leiterin des BIZ Thun ist beim Bewerben mit ChatGPT der Umgang mit dem Chatbot entscheidend. «Gerade für Personen, die nicht gut oder nicht gerne schreiben, bietet ChatGPT eine gute Grundlage.» Je mehr Anregungen man der Software gebe, desto ausgefeilter werde der Text.

Für Trachsel ist klar: «Wir werden in Zukunft immer mehr mit solchen Bewerbungen konfrontiert sein.» Wichtig sei dabei, nicht nur auf den Computer zu vertrauen. Sie ermutigt die Leute, den Text von ChatGPT als Basis zu nehmen und ihn danach noch anzupassen oder der Software weitere spezifische Informationen zu geben, damit das Schreiben persönlicher wird. Wenn der Text nicht mehr verändert werde, sei die Gefahr gross, dass irgendwann jede Bewerbung gleich aussehe. «Dann können wir das Bewerbungsschreiben auch gleich abschaffen.»

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veröffentlicht: 24. Januar 2024 06:51
aktualisiert: 24. Januar 2024 08:33
Quelle: BärnToday

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