Die wichtigsten Antworten

«Es kann jeden treffen» – Expertin klärt Mythen rund um Allergien auf

· Online seit 20.01.2024, 05:45 Uhr
Bei den aktuellen Temperaturen scheint die Pollensaison noch weit entfernt zu sein. Doch es gibt so einige Allergien, welche die Bevölkerung unabhängig von Wetter und Jahreszeit quälen. Eine Expertin beantwortet die wichtigsten Fragen zu Allergien, Unverträglichkeiten und Intoleranzen.
Anzeige

Pollen, Katzen, Milchprodukte oder Insektenstiche: Allergien sind längst kein Ausnahmefall mehr. Ungefähr ein Viertel der Schweizer Bevölkerung, also 20 bis 25 Prozent, haben gemäss dem Allergiezentrum Schweiz bereits allergische Symptome gezeigt. An vorderster Stelle aller Allergien steht die Pollenallergie: Ganze 20 Prozent der Menschen in der Schweiz – jede fünfte Person – sind davon betroffen.

Die Zahlen der Betroffenen haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten allgemein stark zugenommen. Wieso genau, können selbst Forschende nicht klar sagen. Es wird jedoch angenommen, dass der bei uns hohe hygienische Standard dafür mitverantwortlich ist.

Doch wieso kann eine Allergie ausbrechen, stärker werden oder gar plötzlich verschwinden? Nadia Ramseier ist Fachexpertin beim Allergiezentrum Schweiz und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wer kann eine Allergie bekommen?

Nadia Ramseier: «Eine Allergie kann jede und jeder immer im Laufe seines Lebens plötzlich entwickeln – vom Kleinkind bis ins hohe Alter. Das Allergierisiko wird aber auch zu einem gewissen Grade weitervererbt. Personen, die Allergiker in der Familien haben, haben ein entsprechend erhöhtes Risiko, selbst eine Allergie zu entwickeln.»

Was fördert eine Allergie?

Nadia Ramseier: «Es gibt verschiedene Aspekte, die eine Allergie zunehmen lassen. Zum Beispiel verändert sich momentan das Klima, wodurch die Pollensaison länger andauern kann. Eine Allergie kann aber auch durch neue Pflanzen gefördert werden, die es vorher in unserer Region noch nicht gab. Oder durch neue Lebensmittel, die durch die Globalisierung hierhergekommen sind. Zudem zeigt sich in Studien: Wer bereits eine Allergie hat, ist eher gefährdet, eine weitere zu entwickeln.»

Wie verändert sich das Risiko auf eine Allergie, wenn man mit einem Haustier aufwächst?

Nadia Ramseier: «Wenn ein Hund in selben Haushalt ist, kann dies einen schützenden Effekt auf die Entwicklung einer Tierallergie haben. Dies belegen einzelne Studien. Wenn die Familie aber bereits ein erhöhtes Allergie-Risiko hat, sollte man sich kein Haustier anschaffen.»

Wie verhalte ich mich, wenn ich plötzlich eine Tierallergie zeige, obwohl ich bereits ein Haustier habe?

Nadia Ramseier: «Wenn eine Trennung von einem Haustier nicht möglich ist, müssen bestimmte Massnahmen ergriffen werden, um die Allergenbelastung in der direkten Umgebung zu reduzieren:»

  • das Tier möglichst ausserhalb der Wohnung halten
  • dem Tier, wenn möglich, den Zugang zur Wohnung beschränken
  • vermeiden, dass sich das Tier im Schlafzimmer aufhält
  • sich nach jedem Kontakt mit dem Tier die Hände waschen
  • die Kleidung mit einer Kleiderrolle reinigen 
  • die Reinigung der Ruhe- und Futterplätze anderen, nichtallergischen Personen überlassen
  • waschbare Bezüge oder Decken für Stühle und Kissen verwenden
  • Teppiche und jegliche Art von Staubfängern entfernen
  • die Böden täglich feucht reinigen

Was geschieht, wenn man sich trotz Allergie immer wieder dem entsprechenden Stoff aussetzt?

Nadia Ramseier: «Dies gilt es grundsätzlich zu vermeiden. Ansonsten kann es zu einem Etagenwechsel, also einer Verschiebung der Symptome von den oberen Atemwegen in die unteren kommen. Im schlimmsten Fall kann sich daraus ein Asthma entwickeln. Beschwerden sollten also ernst genommen werden.»

Kann eine Allergie tatsächlich plötzlich wieder verschwinden?

Nadia Ramseier: "Ja, das ist in gewissen Situationen wirklich möglich. Teilweise sieht man das bei Kindern, die einmal auf ein Nahrungsmittel allergisch reagiert haben und nach ein paar Jahren keine Symptome mehr aufweisen.

Es kann aber auch sein, dass sich die Stärke der Symptome im Laufe eines Lebens verändern. Zum Beispiel aufgrund von hormonellen Veränderungen bei einer Schwangerschaft, in der Stillzeit oder bei zunehmendem Alter. Gleichzeitig können aber auch wieder neue Allergien hinzukommen. Diese Entwicklung ist leider nicht absehbar."

Kann man sich präventiv vor Allergien schützen?

Nadia Ramseier: "Das ist schwierig. Wie anfangs erwähnt, kann jede und jeder eine Allergie entwickeln. Grundsätzlich beginnt es aber schon bei der Schwangerschaft. Ernährt sich eine Mutter ausgewogen und gesund, verringert das ein Risiko. Auch das Stillen hat eine positive Wirkung auf das Kind. Rauchen und Passivrauchen sollte vermieden werden.

Möchte man sich aber beispielsweise ein neues Haustier zu tun, sollte man sich vorgängig an das Tier gewöhnen. Also das Tier probeweise zu sich nach Hause nehmen und schauen, wie man selbst darauf reagiert. Doch auch das ist keine Versicherung für eine beschwerdefreie Zeit: Die Allergie könnte auch zu einem späteren Zeitpunkt entstehen."

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 20. Januar 2024 05:45
aktualisiert: 20. Januar 2024 05:45
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige
32today@chmedia.ch