Gut ein halbes Jahr nach Ernennung eines neuen Anführers hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) jetzt dessen Tod bestätigt. Anführer Abu al-Husain al-Husaini al-Kuraischi sei bei «direkten Kämpfen» mit Milizen in Idlib im Nordwesten Syriens getötet worden, teilte der IS in einer Audiobotschaft am Donnerstag mit.
Die dort herrschende Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) habe versucht, ihn festzunehmen. HTS wurde in der Botschaft als «verlängerter Arm des türkischen Geheimdienstes» bezeichnet.
Echtheit der Botschaft vorerst unklar
Als Nachfolger wurde Abu Hafis al-Haschimi al-Kuraischi benannt. Er ist der inzwischen fünfte Mann an der Spitze, seit der IS im Sommer 2014 in Syrien und im Irak ein «Kalifat» ausrief und Abu Bakr al-Bagdadi zum Anführer erklärte. Zudem gebe es einen neuen Sprecher für den IS, der bisherige Sprecher sei in Gewahrsam türkischer Behörden.
Es liess sich zunächst nicht überprüfen, ob die Botschaft echt ist. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle der Extremisten in den sozialen Medien verbreitet.
Der IS hatte die neue Führungsrolle für Abu al-Husain al-Husaini al-Kuraischi vergangenen November verkündet. Dieser blieb bis zu seinem nun erklärten Tod aber eine gesichtslose und mysteriöse Figur an der Spitze der Terrormiliz. So veröffentlichte der IS etwa keine Audiobotschaften von ihm.
Unklar blieb auch, wer hinter dem Kampfnamen steckte. Experten mutmassten, dass sein Vorgänger, der dem IS zufolge «im Kampf getötet» wurde, sogar noch am Leben sei. IS-Experte Hassan Hassan sprach von einer möglichen Taktik, um mit einem vorgetäuschten Tod des Anführers den Druck durch Geheimdienste und Sicherheitskräfte zu verringern.
Einzelne IS-Zellen weiterhin im Irak und in Syrien aktiv
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Ende April erklärt, dass der türkische Geheimdienst Abu al-Husain al-Husaini al-Kuraischi bei einem Einsatz in Syrien «neutralisiert» habe. Damit war wohl dessen Tötung gemeint. In der Audiobotschaft des IS wurde die Darstellung Erdogans jetzt als «Lüge» bezeichnet. Die Türkei hält Gebiete im Norden Syriens besetzt und geht mit Militäraktionen dort vor allem gegen die syrische Kurdenmiliz YPG vor.
Der IS kontrollierte über Jahre grosse Gebiete im Irak und im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien. Mittlerweile haben die Extremisten ihr Herrschaftsgebiet wieder verloren. IS-Zellen sind aber in beiden Ländern weiter aktiv. In Syrien ist der IS vor allem im Nordosten stark sowie zunehmend in Gebieten unter Kontrolle der Regierung von Präsident Baschar al-Assad. Die in Idlib herrschende Miliz HTS war einst mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündet. Inzwischen kämpft sie dort gegen Al-Kaida sowie den IS.
(sda/ckp)
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.