Bis die Schwarte kracht

Bell-Schlachthof in Oensingen schlachtet immer mehr Tiere

· Online seit 12.04.2024, 09:55 Uhr
Der Schlachthof der Bell-Gruppe in Oensingen gehört ohnehin zu den grössten in der Schweiz. Doch nicht nur das – die Zahl der Schlachtungen steigt kontinuierlich an. Das hat vor allem einen Grund.
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Der Schlachthof der Bell-Gruppe in Oensingen verarbeitet täglich hunderte Rinder und ist ein wichtiger Produktionsstandort für Schweizer Rindfleischprodukte wie Entrecôte, Steak und Huftplätzli. Die Einhaltung strenger Standards wird durch regelmässige Inspektionen von Behörden gewährleistet. Vor der Schlachtung werden alle Tiere von amtlichen Kontrolleuren untersucht und nach der Schlachtung erfolgt eine gründliche Fleischuntersuchung.

Gut 19'000 Tiere mehr geschlachtet als im Vorjahr

Insgesamt 185'626 «kontrollierte Schlachtungen» wurden im Kanton Solothurn im letzten Jahr durchgeführt, hauptsächlich Rinder und Schweine, wobei der Grossteil auf den Schlachthof Oensingen entfällt. Das berichtet die Solothurner Zeitung. Bell gibt keine genauen Zahlen preis. Nebst Oensingen finden Schlachtungen im Kanton Solothurn auch in zehn Kleinbetrieben statt, obwohl die Zahl dort rückläufig ist. Die Statistik zeigt, dass 19'145 Tiere mehr geschlachtet wurden als im Vorjahr, das ist eine bemerkenswerte Steigerung und entspricht einem Plus von 11,5 Prozent – ein ungewöhnliches Wachstum.

Die Behörde gab an, dass aufgrund des signifikanten Anstiegs der Schlachtzahlen im Grossbetrieb zusätzliche Mitarbeiter benötigt wurden. Dies führte zu einer erhöhten Arbeitsbelastung und erforderte entsprechende organisatorische Anpassungen im Bereich der amtlichen Fleischkontrolle, wie im Geschäftsbericht des Kantons beschrieben wird.

Steuerzahler durch Mehraufwand nicht belastet

Im Bell-Schlachthof sind stets amtliche Vertreter vor Ort, darunter Tierärzte und Fachleute. Die Kontrollen konzentrieren sich vor allem auf den Tierschutz und die Seuchenprävention vor der Schlachtung und auf die Lebensmittelsicherheit danach. Diese Kontrollen spielen eine zentrale Rolle in der Lebensmittelkette, um sicherzustellen, dass nur gesundes und sicheres Fleisch in den Handel gelangt. Genauere Angaben zu den zusätzlich eingesetzten Kontrolleuren werden nicht gemacht. Die Solothurner Steuerzahlenden wurden jedoch aufgrund des Mehraufwands, der durch Bell verursacht wurde, nicht belastet, da die Löhne der beauftragten Kontrolleure durch Gebühren finanziert werden.

Schlachten in Oensingen statt in Langnau

Die deutliche Zunahme der Schlachtungen ist besonders beachtlich, da der Ausbau des Bell-Betriebs in Oensingen noch nicht abgeschlossen ist. Der Fleischkonzern investiert über 600 Millionen Franken in die Modernisierung und Kapazitätserweiterung der Anlage, die voraussichtlich 2025 abgeschlossen sein wird, wie ein Sprecher von Bell gegenüber der Solothurner Zeitung bestätigt hat.

Die unerwartet starke Zunahme der Produktion im Bell-Betrieb ist auf eine fortschreitende Marktkonzentration bei den Schweizer Schlachtbetrieben zurückzuführen. Die Schliessung des Schlachthofs der Ernst Sutter AG in Langnau Ende 2022 markiert einen wichtigen Wendepunkt. Vorher wurden sowohl Rinder als auch Schweine in diesem Betrieb des Agrarkonzerns Fenaco geschlachtet. Die letzte Reise vieler Rinder endet nun in Oensingen statt in Langnau. Im traditionellen Agrarkanton Bern gibt es keinen bedeutenden Schlachthof mehr. Dies führt oft zu längeren Transportwegen für die Tiere. Die wachsende Abhängigkeit von nur wenigen Betrieben führt zu Kritik von Landwirten und Viehhändlern aus der Region, wie in der Bauernzeitung berichtet wird.

1000 Schlachtungen pro Tag geplant

Der Rinderschlachthof in Oensingen sei bereits voll ausgelastet, aber er sollte die Schliessung des Langnauer Betriebs bewältigen können, so ein Sprecher von Bell. Aktuell werden noch nicht alle Schlachtungen in Oensingen durchgeführt, sondern erst nach dem Ausbau des neuen Schlachthofs. Dieser soll die Kapazität auf rund 1000 Tiere pro Tag erhöhen. Das Ausbauprojekt liegt im Zeit- und Finanzplan und das moderne Tiefkühlzentrum, das 2023 eröffnet wurde, vereint alle bisherigen Tiefkühllager und spare etwa fünfzig Prozent Energie ein, so Bell.

(SZ/hed)

veröffentlicht: 12. April 2024 09:55
aktualisiert: 12. April 2024 09:55
Quelle: 32Today

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