Frühes Lichterlöschen

Heisse Debatte um die «drei hellsten Solothurner» auf dem Weissenstein

30.10.2023, 11:15 Uhr
· Online seit 16.09.2023, 10:09 Uhr
Bereits um 23 Uhr werden die Lichter auf dem Solothurner Hausberg ausgeschaltet. Und dies, obwohl der Entscheid des Kantons, ob dies auch zwingend nötig wäre, noch aussteht. Die Emotionen gehen deshalb hoch.
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Die Hotel Weissentein AG setzt die Empfehlungen des Solothurner Amtes für Umwelt und die Forderungen der Naturschutzorganisationen bereits vorauseilend um. Um 23 Uhr werden die Scheinwerfer auf dem Solothurner Hausberg ausgeschaltet. Der Grund: Die Lichter stören die Vögel bei ihrem Zugverhalten, so Bird Life Solothurn.

«Die Scheinwerfer gehören zu unserer Geschichte»

An dieser Praxis stört sich unter anderen auch der Präsident von Region Solothurn Tourismus, Michael Hug. Dass die Lichter tatsächlich Vögel bei ihrem Zugverhalten stören, glaubt er nicht. Er forderte Beweise. «Auf dieser Strecke brennen zur Zugzeit in der Nacht gefühlte fünf Milliarden Lampen. Und unsere Vogelschützer behaupten, die drei ‹Pfunzle› auf dem Berg seien das Problem», ärgert er sich in der Solothurner Zeitung. «Das, was hier auf dem Berg passiert, ist nicht Naturschutz, sondern Verhältnisblödsinn.» Und wenn, dann stehe der Vogelschutz hier in keinem Verhältnis zur Geschichte und Bedeutung der Scheinwerfer: «Die Scheinwerfer gehören zu unserer Geschichte, und die Scheinwerfer gehören zu uns. Sie signalisieren von Weitem, dass wir bald zu Hause sind.»

«Wir ruinieren freiwillig ein Identifikationssymbol und Wahrzeichen der Region»

Schützenhilfe bekommt Michael Hug von Rolf Studer, Vizepräsident der Seilbahn Weissenstein AG. In einem Leserbrief ärgert er sich über den vorauseilenden Gehorsam auf dem Hausberg und spricht von einer «Zwängerei von Naturschutzkreisen». Auch der Solothurner Stadtschreiber Urs Unterlerchner schlägt in dieselbe Kerbe: «Andere Regionen investieren Hunderttausende Franken in die Tourismusförderung. Wir ruinieren freiwillig ein Identifikationssymbol und Wahrzeichen der Region».

«Auch die meisten Solothurner schlafen nachts»

Dem widerspricht GLP-Kantonsrat Thomas Lüthi, Vize-Präsident von Birdlife Solothurn. Der Effekt von Lichtquellen auf Tiere, insbesondere Zugvögel, sei seit Jahrhunderten bekannt und unter anderem durch moderne Radardaten belegt. Die Vögel würden einerseits durch Licht angezogen, andererseits würden sie dadurch die Orientierung verlieren, lange im Kreis fliegen und schlussendlich aufgrund von Schwäche abstürzen und sterben.

Konkrete Erhebungen in Bezug auf die «drei Hellsten» gebe es zwar nicht, die Scheinwerfer auf dem Weissenstein seien aber aus mehreren Gründen besonders problematisch. Ein Grossteil der Vögel sei nachts in grosser Höhe unterwegs. Eine Lichtquelle auf einem so hohen Punkt wie dem Weissenstein habe daher eine stärkere Wirkung als die Lichtquellen in der Siedlung. Der häufige Nebel verstärke den Effekt einer plötzlich auftauchenden Lichtquelle zusätzlich.

Er habe zwar Verständnis für den emotionalen Wert der «drei hellsten Solothurner», aber: «Auch die meisten Solothurner schlafen nachts», nimmt er gegenüber der Solothurner Zeitung Stellung.

(SZ/dl)

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veröffentlicht: 16. September 2023 10:09
aktualisiert: 30. Oktober 2023 11:15
Quelle: 32Today

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