Mittelland

Warum ist Plastiksammeln und Recyceln immer noch so mühsam?

18.03.2023, 14:58 Uhr
· Online seit 18.03.2023, 14:30 Uhr
Die Neuenschwander AG in Lohn und die Gemeinde Lengnau stechen mit ihrem Engagement in der Plastiksammlung heraus. Ansonsten wird es vielerorts im Mittelland schwierig.
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Das Bedürfnis, Plastik zu sammeln, ist in der Bevölkerung gross. Nur wird einem das Sammeln nicht gerade leicht gemacht. Wo gibt's die Sammelsäcke überhaupt? Haben sie die passende Grösse für den Sammelbehälter in der Küche? Zudem werden die Plastiksäcke nicht wie der Müll eingesammelt. Man muss die Säcke selber zu beschränkten Annahmezeiten an ganz bestimmte Orte vorbeibringen. Alles nicht sehr kundenorientiert.

Kein Wunder also hat das Plastiksammeln immer noch einen schweren Stand in der Schweiz. Das bestätigt auch die Meeresschutzorganisation Ocean Care. Die Schweiz gehöre europaweit zu den grössten Plastikverbrauchern. Aktuell herrscht in der Schweiz ein regelrechter Wildwuchs an Recycling-Systemen. Ein Albtraum für jeden ambitionierten Plastiksammler.

Dürftige Öffnungszeiten der Sammelstellen am Beispiel Zuchwil

Das Bauamt Zuchwil sammelt Kunststoff an der Abfallsammelstelle. «Die Kunststoffabfälle werden in Säcken vorbeigebracht und gesammelt, danach der Firma Neuenschwander zur Weiterverarbeitung weitergegeben», sagt Thomas Mühlemann, Bereichsleiter Tiefbau. Die Kunststoffsammelsäcke kann man lediglich drei Mal in der Woche bei der Abfallsammelstelle abgeben. Montag und Mittwoch für zwei Stunden am späten Nachmittag und am Samstagvormittag für weitere zwei Stunden. Diejenigen, die zu diesen Öffnungszeiten verhindert seien, könnten sich aber telefonisch melden oder direkt zur Neuenschwander AG in Lohn gehen, so Mühlemann.

Neuenschwander AG glaubt an die Plastikentsorgung

Die Neuenschwander AG in Lohn-Ammannsegg hat sich neben herkömmlichen Entsorgungsarten vor acht Jahren auf Kunststoff-Recycling spezialisiert. «Wir tragen alles zusammen und tragen sicherlich einen grossen Teil zur Ressourcenschonung bei. Das ist der grösste Punkt, den wir verfolgen», sagt Inhaber Peter Neuenschwander. Die Leute seien oftmals mit der korrekten Abfalltrennung beim Plastik überfordert: «Für den Endverbraucher ist es schwierig, die Trennung selber im Haus zu machen, deshalb sind wir davon überzeugt, dass die gemischte Kunststoffsammlung der richtige Weg ist», so Neuenschwander weiter.

«Gemischte Kunststoffsammlung ist der richtige Weg»

Der Kunststoffabfall wird im Entsorgungscenter gesammelt, transportgerecht zusammengepresst und anschliessend zur Weiterverarbeitung abgeholt. «Die Stoffströme werden überwacht und sind bei uns seit zwei Jahren zertifiziert», bestätigt Neuenschwander. Wenn ein falsches Produkt im Sammelsack landet, dann wird es von der Neuenschwander AG aussortiert. Ein Sack bestehe aus 60 Prozent wertstofflich recycelbaren Abfällen und 40 Prozent sogenannten Verunreinigungen. «Die Verunreinigungen eignen sich als Ersatzbrennstoff, der in die Zementindustrie geht. Dadurch können sie Braunkohle einsparen.»

Kunststoff-Abfuhr: Vorbildliches Projekt in Lengnau

Die Gemeinde Lengnau beteiligt sich ab dem 1. Mai 2023 am Projekt «Bring Plastic back» und leistet damit einen wesentlichen Beitrag an den Schutz der Umwelt. Der Kanton Bern hat knapp 360 Gemeinden angefragt, bei diesem Projekt teilzunehmen. Ziel des Projekts ist es, Bewohnerinnen und Bewohner zu animieren mit Sammelsäcken Plastik zu sammeln und diese im Entsorgungsstandort zu trennen und sortieren.

«Ab Juni wird es monatlich eine Kunststoffabfuhr geben. Oder man bringt es in den Werkhof während der üblichen Öffnungszeiten zwei Mal in der Woche», so Steve Schranz, Stv. Geschäftsleiter Präsidialabteilung. Gleichermassen wie die Kehrichtabfuhr funktioniert. Die Sammelsäcke sind in der Gemeindeverwaltung und oder in üblichen Verkaufsstellen erhältlich. «Wir werden einen Flyer zusammen mit einem gratis Sammelsack an alle Bewohnerinnen und Bewohner verteilen. Darauf stehen alle Infos dazu, was in den Sack gehört und was nicht.»

Wo ist die nächste Sammelstelle?

Hier hilft die interaktive Karte von recycling-map.ch. Die Karte zeigt: Oft haben kleinere Gemeinden im Mittelland keine eigene Sammelstelle für Plastik. Gemeinden wie Zuchwil haben zwar eine eigene Sammelstelle, die Öffnungszeiten lassen aber zu wünschen übrig. Fazit: Plastiksammeln wird dem Verbraucher hierzulande nicht leicht gemacht. Es bräuchte mehr Koordination unter den Akteuren und eine einheitliche Strategie. Es geht um viel: Jeder Mensch in der Schweiz erzeugt laut Ocean Care rund 95 Kilogramm Kunststoffabfälle pro Jahr.

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veröffentlicht: 18. März 2023 14:30
aktualisiert: 18. März 2023 14:58
Quelle: 32Today

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