Langenthal steht bei Kindergärten vor riesigem Scherbenhaufen

Das Stimmvolk in Langenthal will keine Kindergarten-Zentralisierung. Geplant waren drei Neubauten an den Standorten Hard, Elzmatte und Kreuzfeld. Das «Nein» stellt den Gemeinderat vor neue Probleme.

Es wird teurer

In einer Medienmitteilung des Gemeinderats heisst es, man müsse nun andere Wege finden, um den steigenden Anforderungen der Pädagogik gerecht zu werden. Mit Mehrkosten müsse man rechnen, etwa für zu erstellende Provisorien, um der wachsenden Gesellschaft überhaupt genug Lehrräume zur Verfügung stellen zu können. Die Bedürfnisse des Lehrpersonals, aber auch der Schulkinder, würden in den neuen Überlegungen an erster Stelle stehen. Nun sei es am Gemeinderat, gemeinsam mit der Bevölkerung tragfähige Lösungen zu finden, heisst es weiter in der Medienmitteilung. Das ausgearbeitete 84-seitige Positionspapier «Kindergarten & Tagesschule», welches als Grundlage für die Schulraumstrategie diente, soll noch einmal komplett überarbeitet werden.

Nein kam für Stadt sehr überraschend

Für Stadtpräsident Reto Müller kam das «Nein» des Stimmvolks überraschend: «Im Stadtrat wurde die Vorlage klar mit 32:2 Stimmen angenommen, deshalb ging ich schon davon aus, dass auch das Stimmvolk die Sache gutheissen würde.» Er glaube, dass die Gegnerschaft erst kurz vor der Abstimmung das Ruder rumreissen konnte, indem man bei den Eltern Ängste schürte. So hätten einige Kinder einen weiteren Anreiseweg gehabt. Die Gegnerschaft argumentierte dann, das ein längerer Weg mit mehr Sicherheitsproblemen einherginge und deshalb immer mehr «Elterntaxis» zum Zug gekommen wären, was zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen geführt hätte. «In Langenthal braucht es halt manchmal zwei Anläufe», meint Müller.

Gibt noch keinen Plan B

Er ist jedoch überzeugt, dass man schnell eine neue Lösung finden werde. Zwar gebe es keinen Plan B, weil man Konzept total überzeugt war, aber dennoch sei er zuversichtlich für die Zukunft. «Schade ist, dass jetzt knapp 1,25 Mio. Franken quasi in den Sand gesetzt wurden und es zu einer Verzögerung von knapp zwei Jahren kommt. Aber nun müssen wir eben Alternativen anbieten, wie etwa Schulhaus-Provisorien. Doch das werden wir schon meistern», ist sich Müller sicher. Natürlich wolle man nun alle Seiten noch besser mit einbeziehen, auch die Gegnerschaft.

«Abstimmung kam zu spät»

Auf der Gegenseite nimmt man das zur Kenntnis, aber so recht zufrieden ist Stephan Dietrich aus dem Nein-Lager mit diesen Aussagen nicht: «Man hätte absehen können, dass das Vorhaben vom Stimmvolk abgelehnt wird. Die Abstimmung kam zu spät und hätte vor dem gesamten Prozess stattfinden sollen», sagt er. Natürlich sei man nun auch bereit dazu mit dem Stadtrat eine alternative Lösung zu finden, aber: «Es muss jetzt direkt an die Renovierung der bestehenden Infrastruktur gehen, und nicht an eine Übergangslösung mit Provisorien. Das frisst zu viel Zeit und Geld.»

1,25 Millionen in den Sand gesetzt

Das sei auch wichtig für die finanziell klamme Gemeinde Langenthal, die schon beim geplanten Neubau des Eisstadions Hard rund 700'000 Franken in den Sand setzte. Das Projekt wurde gross lanciert, auch das Stimmvolk war dafür. Nach dem finanziellen Zwangsabstieg des SC Langenthals wurde es jedoch beerdigt. Das Vorgehen würde sich jetzt bei den Kindergärten quasi umgekehrt wiederholen, meint Dietrich: «Rechtlich mag da alles richtig abgelaufen sein, aber politisch geschickt war das Vorgehen nicht. Jetzt kommt es zu Mehrkosten und Verzögerungen. Das hätte alles nicht sein müssen.»

Nun gilt es, dass die Parteien möglichst schnell zusammenfinden und eine Lösung für das Problem finden. Vor allem zum Wohle der betroffenen Kinder.