Der Missbrauch soll sich über einen Zeitraum von fast zehn Jahren erstreckt haben, berichtet 20 Minuten, in den Jahren von 2009 bis 2018. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Beschuldigten sexuelle Nötigung, sexuelle Handlungen mit Kindern sowie sexuelle Handlungen mit Abhängigen vor. Der Mann ist zusätzlich wegen Pornographie, Exhibitionismus und Delikten im Zusammenhang mit dem Bezug von Sozialhilfe angeklagt.
Der Beschuldigte ist der langjährige Lebenspartner der Mutter der beiden geschädigten Mädchen, also deren Stiefvater. Die beiden Schwestern sind heute 19- und 23-jährig, zum Beginn der Übergriffe waren sie demnach fünf- und neunjährig. Der Mann hat gemäss Anklageschrift eine Vorliebe für BDSM-Sexualpraktiken. Mehrmals habe er seine Stieftöchter und seine Ehefrau gefesselt und an einem extra dafür aufgehängten Bambusstab aufgehängt.
Aufgewachsen mit konstant ungewollten Berührungen
Zum Start des Prozesses wurden die beiden Geschädigten befragt. Die ältere der beiden Schwestern sagte, die Übergriffe hätten angefangen, kurz nachdem sie ins Haus des Stiefvaters gezogen seien. Begonnen habe es relativ harmlos, mit scheinbar zufälligen, kurzen Berührungen. Später habe sie der Stiefvater immer öfter und immer länger an Beinen oder Gesäss angefasst. Es könne dafür nur ein sexuelles Motiv gegeben haben.
Mit zunehmendem Alter, in der Oberstufe, habe sie sich besser gegen die Übergriffe wehren können. Direkte Gewalt habe der Mann nicht angewendet, er wäre ohnehin viel stärker gewesen; stattdessen habe er sie psychisch unter Druck gesetzt und mit Strafen gedroht. Wenn sie bei seinen Fesselspielen oder anderen Übergriffen «mitgemacht» habe, habe er sie besser behandelt und ihr Dinge erlaubt, die er ihr sonst verboten hätte.
Teil der Kindheit geraubt
Die jüngere der beiden Schwestern sagte, ihr Stiefvater habe sie verhätschelt, während er ihre ältere Schwester fertig gemacht habe. Dadurch sei das Verhältnis zwischen den Schwestern sehr angespannt gewesen. Aber auch die jüngere Schwester wurde gemäss ihren Aussagen immer wieder angefasst, die Berührungen seien alltäglich gewesen.
Sie habe in den Jahren seither vieles verdrängt und befinde sich heute in Therapie. Ihr Stiefvater habe ihr einen grossen Teil der Kindheit geraubt, sagte sie. Nach dem Auszug aus dem Haus hätten die beiden jungen Frauen deshalb beschlossen, Anzeige zu erstatten. Der Mann dürfe nicht ungestraft davonkommen, sagte sie unter Tränen.
Was wusste die Mutter?
Die Mutter habe von den Übergriffen lange Zeit nichts mitbekommen, da sie Vollzeit gearbeitet habe. Erst etwa ein halbes Jahr vor dem Auszug habe sie sich der Mutter anvertraut, sagte eine der jungen Frauen gemäss 20 Minuten. Inwiefern die Mutter involviert war in die Delikte, die ihrem Partner vorgeworfen werden, wird der weitere Prozessverlauf zeigen.
Die Verhandlungen vor dem Amtsgericht Emmental-Oberaargau sind für Montag und Dienstag angesetzt. Das Urteil wird am Donnerstag erwartet.
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