Aarwangen/Emmental

«Es geht darum, dass das Richtige geschieht»: Umfahrungsgegner Kurt Eichenberger zu den Beschwerden

24.08.2023, 20:11 Uhr
· Online seit 24.08.2023, 20:01 Uhr
Das Berner Stimmvolk stimmte am 12. März für die geplanten Umfahrungen in Aarwangen und Burgdorf-Oberburg-Hasle. Beschwerden blockieren nun aber die Verkehrssanierungen, die bis vor das Bundesgericht weitergezogen werden könnten. Kurt Eichenberger, Mandatierter des WWF Bern und Co-Präsident vom Verein Natur statt Beton ist überzeugt, dass dieser Weg der Richtige ist.
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32Today: Kurt Eichenberger, sind Sie froh über die Blockierung?

Mit Freude hat das nicht viel zu tun, sondern mit Überzeugung. Wir sind überzeugt, dass die Umfahrung Aarwangen eine Fehlplanung ist, darum wehren wir uns auf juristischem Wege. Es wäre uns aber viel lieber gewesen, wenn die Umfahrung von Anfang an gut geplant gewesen wäre. Ich habe weder persönlich noch als Vertreter des WWF oder des Vereins Natur statt Beton Freude an einer Blockade, ich bin nie interessiert an einer Blockade eines Projekts, das finde ich nicht sinnvoll. Das machen wir Notgedrungen, weil es falsch gelaufen ist. Es ist einfach die einzige Lösung, damit das Richtige geschieht – darum gehen wir juristisch dagegen vor. Vielleicht sieht man dann ein, dass es gar keine neue Strasse braucht.

Was bedeutet das für Sie und die IG Natur statt Beton?

Erstens haben sich die Abstimmungsergebnisse sehr stark verschoben. Heute will praktisch die Hälfte der Leute die Umfahrung so nicht mehr. Und zweitens sind wir weiterhin sehr überzeugt, dass es andere und bessere Planungen gibt für diese Strasse. Es ist nicht mehr zeitgemäss, eine Strasse mitten durch die grüne Wiese zu planen. Wir müssen andere Wege finden, wo man Landwirtschaftsland und Natur schonen kann.

Haben Sie auch Beschwerde eingereicht?

Als ehemaliger Geschäftsleiter des WWF Bern war ich zuständig für den Beschwerdeweg. Für die Beschwerde war ausschlaggebend, dass diese Strasse mitten durch ein Gebiet im  Oberaargau geht, welche hohe Naturwerte hat. Diese Strasse, mitten durch die grüne Wiese, würde entsprechende Schäden in diese Gegend bringen, die nicht verantwortbar sind.

Gegenüber 32Today haben Sie gesagt, dass Sie bezweifeln, dass dieses Projekt mit den 16 Sonderbewilligungen überhaupt bewilligungsfähig ist. Wieso?

Das müssen jetzt natürlich die Gerichte entscheiden, ob das bewilligungsfähig ist oder nicht. Wir sind davon überzeugt, dass sie es nicht sind. Es hat sehr viele Ausnahmebewilligungen die beantragt wären. Diese Strasse bringt einen enormen Flächenverbrauch mit sich und eine Zerschneidung des ganzen Gebietes. Da würden vor allem Tiere darunter leiden, denn es gibt in diesem Gebiet sehr viele empfindliche Tierarten, die hoch geschützt sind. Wir sind überzeugt, dass diese Tiere dann aus dieser Gegend verschwinden würden.

Die Berner Stimmbevölkerung hat zu beiden Umfragen «Ja» gesagt. Wieso lässt man das Thema nicht ruhen?

Wenn das Projekt von Anfang an fehlgeplant ist, dann kann die Bevölkerung auch nicht mit offenen Augen darüber abstimmen. Wir sind überzeugt sind, dass es bessere Varianten gibt, die schonender für die Natur und erst noch billiger sind. Die Vorteile dieser Varianten hat man der Bevölkerung aber ungenügend dokumentiert, so dass man darüber beim zweiten Mal nicht mehr abstimmen konnte.

Welche Variante würden Sie in Betracht ziehen?

Eine Lösung, über die lange diskutiert wurde ist die sogenannte Null-Plus Lösung, eine Entflechtung des Verkehrs durch Aarwangen durch. Man hätte die Strasse, welche heute durch Aarwangen führt, verändern können, um die Hauptmängel, wie Stau und Verkehrssicherheit zu beheben. Diese Lösung wurde aber mit einer Abstimmung versenkt. Wir denken, dass man diese Variante anders hätte darstellen sollen. Bei der Variante hätte man keinen Quadratmeter Wiese oder Landwirtschaftsland gebraucht. Das ist ganz klar die bessere Lösung.

Der Regierungsrat kann erst 2024 darüber entscheiden. Wie geht es jetzt weiter?

Der Regierungsrat ist nun schon eine Weile dran, sich die verschiedenen Beschwerden anzuschauen. Sie sind relativ komplex. Danach wird der Regierungsrat wahrscheinlich im 2024 entscheiden. Wir werden dann erneut darüber befinden, ob wir diesen Fall weiterziehen oder nicht. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden wir ihn weiterziehen, ausser der Regierungsrat würde das Geschäft den Behörden zur Überarbeitung zurückgeben.

Besteht also noch Hoffnung?

Auf jeden Fall besteht noch Hoffnung. Wir sind auch überzeugt, dass wir mit unserer Argumentation recht bekommen.

(ce/hed)

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veröffentlicht: 24. August 2023 20:01
aktualisiert: 24. August 2023 20:11
Quelle: 32Today

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