Mittelland
Oberaargau

Oberaargauer Kult-Beizer schreibt Buch: «Früher war alles viel besser»

Heimenhausen

Kult-Beizer schreibt Buch: «Früher war alles viel besser!»

04.05.2024, 10:40 Uhr
· Online seit 04.05.2024, 07:30 Uhr
Beat Lanz ist im Oberaargau weit herum bekannt. Als langjähriger Wirt des Restaurants Drei Tannen in Heimenhausen hatte er die halbe Region zu Gast. Nun hat der Kult-Beizer ein Buch geschrieben mit dem vielsagenden Titel «Früher war alles viel besser». Ein Interview über alte Zeiten.
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Herr Lanz, war denn früher wirklich alles besser?

Mir hat dieser Titel einfach sehr gut gefallen. Am besten liest man das Buch und entscheidet dann selbst. Für mich persönlich ist vieles komplizierter geworden. Das fängt schon bei Behördengängen an. Früher konnte man einfach zur Gemeinde gehen und einem wurde geholfen. Heute ist alles komplizierter und online. Für die Jungen ist das sicher alles kein Problem, aber für mich schon. Ich bin zwar kein Dinosaurier, aber auf bestem Weg dazu (lacht).

Zu früher: Im Buch wird eine Geschichte erwähnt, bei der sich zwei Dorfpolitiker in die Haare geraten sind.

Es war ein rauchgeschwängerter Abend in der Beiz. Die beiden haben sich zuerst verbal provoziert mit Worten wie «SVP-Lümmel» und «Sozi-Ar***». Das hat sich dann gesteigert, bis sie sich effektiv «am Gring gnoh hei». Gewonnen hat am Ende keiner. Unsere Putzfrau hat jedenfalls am nächsten Tag noch Haarbüschel in der Gaststube gefunden. Woher die gekommen sind, weiss noch heute niemand. Die hatten nämlich beide eine Glatze (lacht). Die Geschichte haben damals übrigens nicht viele mitbekommen, weil schon fast Polizeistunde war.

Und auch der Winter war früher besser?

Früher hatten wir jedenfalls noch einen richtigen Winter. Da konnte man noch ohne Kühlung eine Eisbahn im Dorf machen. Auch dazu gibts eine Geschichte im Buch. Wir haben nämlich damals den gestampften Schnee mit Wasser aus einem Druckfass (Güllefass) aufgebracht. Auch wenn dieses zuvor mehrmals ausgewaschen wurde, hatte das Eis am Ende viele gelb-grüne Streifen. Heute würde man für sowas wahrscheinlich ins Gefängnis kommen (lacht), aber wir wollten auf dem Eis ja «schlöflen» und nicht daran lecken. Wir hatten jedenfalls zwei Monate lang wunderbares Eis zum Schlittschuhlaufen.

Und dann ist da noch eine Räubergeschichte aus dem Ersten Weltkrieg im Buch mit dabei...

Unsere Familie hat ja über 100 Jahre im Drei Tannen gewirtet. Wir haben das Haus 1905 übernommen. Mein Grossvater Ferdinand ist während des Ersten Weltkriegs sehr jung gestorben, am einem Samstag. Dummerweise war an diesem Wochenende das Feldschiessen. Damit der Todesfall der Wirtschaft nicht das Geschäft vermiest, wurde der Leichnam kurzerhand einfach in den Keller verfrachtet. Am Montag haben sie ihn dann wieder hervorgeholt und Ferdinand war dann offiziell am Montag gestorben und nicht am Samstag. Heute wäre so etwas unvorstellbar. Für die Geschichte gibt es keine handfesten Belege, aber erfinden tut man ja so etwas auch nicht. Der arme Ferdinand.. «dr Ferdinand isch gstorbe», wie im Lied von Mani Matter.

Sie sind inzwischen pensioniert, das Restaurant ist verkauft. Trauern sie dem noch hinterher?

Das ist jedem selbst überlassen. Früher war eine Beiz noch etwas anderes. Der Rauch in der Luft, der Geruch der Landwirte, die nach der Arbeit in die Gaststube kamen. Unser «Suure Mocke», der weit über die Landesgrenzen bekannt war bei den Heimweh-Schweizern. Die feinen Ramserwürste, die wir hatten. Sowas findest du heute nicht mehr. Übers Ramsen (spezielle Spielart beim Jasssen) hat es übrigens auch eine Geschichte im Buch. Es waren schon schöne Zeiten früher.

veröffentlicht: 4. Mai 2024 07:30
aktualisiert: 4. Mai 2024 10:40
Quelle: 32Today

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