Mittelland

Prekäre Situation im Kanton Solothurn: Es fehlt an MPAs

Zu wenig MPAs

Prekäre Situation in Solothurn: «Wenn es so weitergeht, wird das System an die Wand gefahren»

04.08.2023, 07:07 Uhr
· Online seit 04.08.2023, 06:51 Uhr
Der Ärztemangel ist mittlerweile bekannt. Es mangelt ebenso gravierend an Medizinischen Praxisassistentinnen (MPAs). Im Kanton Solothurn gibt es viel zu wenige – und schuld an dieser Situation ist auch die Solothurner Spitäler AG.
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Hattest du auch schon Probleme, zeitgerecht einen Termin bei deinem Hausarzt zu vereinbaren oder musstest du sogar deinen Hausarzt oder Hausärztin wechseln? Dann weisst du vielleicht, dass das sehr mühsam und zeitaufwendig werden kann.

MPAs fehlen an allen Ecken und Enden

«In Hausarzt- sowie in Facharztpraxen fehlen Medizinische Praxisassistentinnen, weil zu wenig ausgebildet werden», erklärt Cornelia Meier, Co-Präsidentin der Gesellschaft der Ärztinnen und Ärzte des Kantons Solothurn. Es seien mehr Stellen ausgeschrieben, als Personal vorhanden. Im Kanton Solothurn sind zurzeit 20 Stellen unbesetzt. «Früher konnte man noch zwischen den Bewerbenden auswählen. Heute muss man froh sein, wenn sich jemand bewirbt.»

Solothurner Spitäler sind Teil des Problems

Ein Grund für den Mangel an MPAs im Kanton Solothurn sei die Solothurner Spitäler AG (soH), die bisher nur zwei MPA-Ausbildungsplätze geschaffen habe. «Dies, obwohl über 90 ausgelernte MPAs in der soH arbeiten», so Cornelia Meier. Ausgebildete Fachkräfte, die Lernende ausbilden könnten, hätte es also genug.

Jährlich schliessen im Kanton Solothurn nur etwa 30 bis 35 MPAs die Lehre ab. Seit dem Jahr 2015 habe sich diese Zahl nicht gross verändert. «Das ist genau das Problem. Wir stagnieren bei der Anzahl der MPAs und die Patientenanzahlen steigen.» Es bräuchte etwa das dreifache an ausgebildeten Fachkräften, um die Nachfrage einigermassen zu decken.

Weniger Praxen aufgrund von Pensionierungswelle

Derweil grassiert der Ärztemangel weiterhin. «Viele Ärzte werden pensioniert, wir stehen zurzeit vor einer richtigen Pensionierungswelle». Die Folge davon sei, dass immer mehr Praxen ohne Nachfolge schliessen müssten. Weniger Arztpraxen heisse auch weniger Ausbildungsplätze – also noch weniger MPAs in Zukunft.

Ausserdem werden laut Cornelia Meier schweizweit zu wenig Ärzte ausgebildet. «Im Jahr 2012 wurden 100 zusätzliche Studienplätze geschaffen, aber das hat den Bedarf ganz und gar nicht gedeckt», sagt die Co-Präsidentin der Gesellschaft der Ärztinnen und Ärzte des Kanton Solothurns. Es hätte schon damals über 200 zusätzliche Studienplätze benötigt. «Wenn es so weitergeht, wird das System irgendwann an die Wand gefahren.»

Die Arbeit der Hausärzte habe sich im Verlaufe der letzten zehn Jahre verändert. «Die Arbeit wurde dichter und wir müssen effizienter arbeiten und haben viel mehr Patienten.» Durch die Pensionierungswelle häufe sich nun auch die Arbeit für die anderen Praxen. Die neuen Teilzeitarbeits-Modelle schützen dabei nur bedingt vor einer Überlastung: «Neben der Betreuung der Patienten in der Praxis ist man als Arzt verpflichtet, sich am Notfalldienst zu beteiligen.» Es sei sehr schwierig geworden, die Arbeit und die Familie unter einen Hut zu bringen.

Es wird am falschen Ort gespart

Je mehr Hausarztpraxen ohne Nachfolge schliessen, desto mehr Leute verlieren ihren Hausarzt. «Häufig sind es betagte Menschen, die plötzlich ohne Hausarzt und Versorgung dastehen.» Wenn der Hausarzt fehlt, suchen die Menschen ein Medizinisches Ambulatorium oder einen Spezialisten auf, wenn sie gesundheitliche Probleme haben. Das macht die Sache nicht günstiger. Im Gegenteil. «Im Gesundheitssystem sparen zu wollen, macht uns weder gesünder, noch spart es Kosten», so Cornelia Meier.

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veröffentlicht: 4. August 2023 06:51
aktualisiert: 4. August 2023 07:07
Quelle: 32Today

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