Quelle: 32Today / Martin Ackle / Cyrill Pürro
In Altreu fliegen bald die Störche aus – zumindest die meisten. Für Rosemarie Lätt ist dies ein emotionaler Moment. Wehmut komme auf, wenn sich die Vögel auf den Dächern von Altreu sammeln und alle gleichzeitig losziehen. «Plötzlich sind sie weg und Altreu ist leer», witzelt die 82-Jährige. Doch es sei auch schön. «Wir wissen, dass sie wiederkommen. Das ist eben die Natur.»
Die selbsternannte Storchenmutter erlebt die Abreise ihrer Lieblingstiere seit 42 Jahren mit. So lange hilft sie schon im Storchenzentrum aus. Vom grossen Nachwuchs im Frühling ist sie begeistert: «Es ist ein gutes Zeichen für Altreu als Storchendorf-Standort».
Auch die «Sorgenkinder» haben es geschafft
Der Zuwachs an Zugvögeln ist beträchtlich: 120 Störche sind im Frühling geschlüpft. Ein Rekord:
Quelle: 32Today / Jael Fischer / Deborah Wyser
Aktuell leben noch um die 110 Störche in Altreu. Ein paar wenige seien durch Stürze aus der Höhe ums Leben gekommen. Auch hier sagt Rosemarie Lätt: «Das ist eben die Natur.»
Für die noch lebenden Störche geht die Reise in Richtung Süden bald los. In etwa zehn Tagen, also Mitte August, versammeln sie sich auf den Dächern und segeln davon. «Ich habe früher beobachtet, dass das vom 15. bis zum 20. August geschieht», sagt Lätt. Es sei heuer aber möglich, dass sich die Tiere bereits Anfang August auf den Weg machen, da sie dieses Jahr früher geschlüpft seien.
Abheben können die Störche aber erst, sobald Aufwind herrscht. Der ist nötig für die Reise, weil die Störche nicht fliegen, sondern segeln. Doch mit dem Segeln hatten zwei der Jungtiere im Frühling noch Mühe. Sie haben sich nur auf dem Boden bewegt und wollten nicht so recht in die Höhe steigen. Mittlerweile hätten sie es aber geschafft, wie Lätt sagt. Somit sind auch die einstigen «Sorgenkinder» bereit für die Reise.
Ein Seniorstorch lebt seit 34 Jahren in Altreu
Den Anfang der grossen Reise machen die Jungstörche, die Eltern folgen nach zehn Tagen. In Gibraltar gibt es dann das grosse Familientreffen. Dort bleiben die jungen Vögel drei bis vier Jahre, bis sie geschlechtsreif sind. Es habe aber auch schon einen Storch gegeben, der bereits nach zwei Jahren zurückgekommen sei. Die älteren kommen bereits im Frühling zurück.
Die Veränderungen der klimatischen Verhältnisse machen sich auch bei der Route der Störche bemerkbar. Seit einigen Jahren verbringen die Störche ihre «Langzeitferien» nicht mehr in Afrika. Die Reisedestination hat sich verändert. «Sie verweilen stattdessen in Spanien und Gibraltar», weiss Lätt.
Nicht alle Störche segeln in Richtung Süden. Die Betagteren unter ihnen bleiben in Altreu. «Weil ihnen der Stress der Reise zu gross ist und ihre Kräfte nicht mehr ausreichen», sagt Lätt. Sie verbringen den Winter also hierzulande und das käme meistens gut. «Sie überleben ohne Probleme», so Lätt. Gefüttert würden sie nicht, sie seien auch im Winter auf sich alleine gestellt. Einer von ihnen ist auch der älteste Storch in Altreu. Er ist 34 Jahre alt. Das sei zwar unüblich aber nicht überraschend.
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