«Gott hat uns so gewollt. Wir sind genau richtig, wie wir sind», sagt Frank Bangerter. Der 61-Jährige wurde als erster offen schwuler Mann zum Bischof gewählt. Er wolle damit alle motivieren, im Leben mit Freude und mit Stolz das zu werden, was Gott ihnen zugedacht habe. Sein eigener Lebensweg habe ihn sensibilisiert für Menschen, die besonders verletzlich seien. «Ich denke, dass ich dadurch ein besseres Gespür bekommen habe für Menschen, die an einem Wendepunkt im Leben stehen.»
Überwältigt von der Wahl
«Ich habe mich seit Freitag auch ein paar Mal gefragt, wie es mir damit geht», sagt Frank Bangerter auf die Frage, ob er seine Wahl zum Bischof schon verarbeitet habe. Er hab ja gewusst, dass er nominiert sei und habe sich deshalb schon im Vorfeld sehr viele Gedanken gemacht. Trotzdem habe ihn die Wahl überwältigt. «Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen, dass mir die Synodalen entgegen gebracht haben und werde alles daran setzten, dieses verantwortungsvolle Amt gut zu machen.»
Spannende Wahl zum Bischof
Die Bischofswahl der Christkatholischen Kirche am Freitag, 24. Mai war spannend. Zur Wahl standen drei Männer – neben Frank Bangerter auch noch Pfarrer Christoph Schuler aus Grenchen und Lars Simpson aus Zürich. Nötig war eine Zweidrittelmehrheit. Diese erreichte Bangerter im sechsten Wahlgang.
Frank Bangerter wünscht sich, dass die Wahl eines schwulen Bischofs dereinst nichts Besonderes mehr sein wird. «Es gehört zum Leben, dass wir eine vielfältige Gesellschaft sind.» Die christkatholische Kirche zieht mit dieser Wahl den roten Faden, den sie seit Jahren verfolgt, konsequent weiter. Seit vielen Jahren können Frauen bei ihnen jedes klerikale Amt ausüben und mit dem Ja zur «Ehe für alle» sind bei den Christkatholiken auch gleichgeschlechtliche Eheschliessungen möglich geworden.
Bischof statt Wirtschaftsethiker
Er könne sich aktuell nicht gleich voll in die neue Aufgabe stürzen, sagt Frank Bangerter. «Ich bin ja gleichzeitig auch noch im Pfarramt in Zürich. Das läuft nun vorläufig parallel. So kann ich langsam ins bischöfliche Amt hineinwachsen.» Das Bischofsamt sei aber nie ein Lebensziel gewesen – auch das Pfarramt nicht. «Ich habe zuerst Wirtschaft studiert und Theologie danach als Zweitstudium gemacht. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich mal eine Kombination daraus machen werde – zum Beispiel in der Wirtschaftsethik.»
«Meine Vision als Bischof ist, dass ich den Menschen nahe sein möchte. Dadurch unterscheidet sich mein neues Amt gar nicht so gross vom Pfarrer. Ich bin nun halt einfach für mehr Menschen da», sagt Frank Bangerter. Die grössten Herausforderungen sieht er in der Sicherstellung des Nachwuchses in den geistlichen Ämtern. Das sei für die Zukunft der Kirche extrem wichtig. Ein wichtiger Ansatzpunkt sieht Bangerter dabei vor allem auch in der Integration von Laien zum Beispiel in der Gottesdienstgestaltung.
Kirche muss lebensnah sein
«Wir sind eine offene und liberale Kirche in der katholischen Tradition. Wir wollen zeigen, dass wir lebensnah sind und keine Menschen ausgrenzen – auch nicht, wenn sie geschieden sind.» Man wolle in der christkatholischen Kirche der Schweiz die Vielfalt der Schöpfung wahrnehmen und diese leben – sowohl in Bezug auf die sexuelle Orientierung wie auch auf unterschiedliche Lebensformen, sagt Frank Bangerter.
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