EHCO Saisonstart

«Es kann nicht sein, dass ein Restaurant der einzige ‹Chübu› ist in Olten»

15.09.2023, 10:43 Uhr
· Online seit 15.09.2023, 05:45 Uhr
Urs Moser begleitet den EHC Olten seit vielen Jahren als Radio-Sportreporter. Er kennt den Club sehr gut. Wie er das neue Kader, die Chancen und die Probleme der Powermäuse für die neue Saison einschätzt und wie sehr ihm die Derbys gegen Langenthal fehlen werden, erzählt er im Interview.

Quelle: 32Today / Jael Fischer

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Es war ein sehr emotionaler Moment Ende Januar, als sich der EHC Olten und der SC Langenthal zum letzten Mal für ein Mittelland-Derby in der Swiss League auf dem Eis gegenüberstanden. Es war auch das letzte Mal, dass die beiden Radio 32 Eishockey-Reporter Marco Fiechter und Urs Moser so ein Spiel gemeinsam live kommentiert haben. Nach dem freiwilligen Abstieg der Oberaargauer wird es diese Begegnungen und diese Live-Berichterstattung so nicht mehr geben.

Der EHC Olten wird auch in der neuen Saison, die am Freitag beginnt, in der Swiss League aufspielen – und Urs Moser wird auch diesmal wieder mitfiebern und kritisch beobachten. Wir haben mit dem Eishockey-Experten über die Stärken, die Schwächen und die Möglichkeiten der Powermäuse gesprochen.

Today: Fast 30 Grad auf dem Thermometer und die Eishockey Saison geht los – bist du bereit?

Urs Moser: Klar, Eishockey geht immer – auch bei 30 Grad im Schatten.

In den letzten Wochen und Monaten gab es einige Wechsel beim EHC Olten. Wie beurteilst du diese Transfers?

Ich glaube, dass man in Olten im Sommer sehr gut und mit Weitblick gearbeitet hat. Die Verantwortlichen haben ein breites, schnelles Kader zusammengestellt, welches gutes Hockey spielen wird. Das braucht es auch unbedingt, wenn man den «Chübu» (Pokal) holen will. Bleibt zu hoffen, dass die Verletzungshexe diesmal einen grossen Bogen um das Kleinholzstadion machen wird.

Ist die Mannschaft besser als in der letzten Saison?

Ich denke, es ist schon Qualität dazu gekommen. Olten hat junge, spielstarke Verteidiger engagiert. Die haben zwar oft eine B-Lizenz, was bedeutet, dass sie jederzeit von ihrem Haupt-Verein zurückberufen werden könnten. Ich freue mich aber sehr auf die kommenden Spiele.

Was könnte weniger gut herauskommen als in der vergangenen Spielzeit?

Das einzige, was mir jetzt während der Vorbereitung aufgefallen ist, ist die mangelnde Chancenauswertung. Das ist aber ein altes Lied, das ich hier singe. Das war schon in der letzten Saison ein grosses Thema. Aber ich bin sicher, dass man sich dessen beim EHC Olten bewusst ist und dass man daran arbeiten will.

Lars Leuenberger startet in seine dritte Saison als Olten-Trainer. Ist er noch der richtige Mann?

Ja, das denke ich schon. Er will die Mission «Chübu» nun beenden und den Swiss League Meistertitel nun endlich nach Olten holen. Er hatte in den ersten beiden Jahren Erfolg. Er hat es beide Male in den Final geschafft – konnte diesen aber nicht gewinnen. Deshalb denke ich, dass auch er den Titel unbedingt will in dieser Saison.

Mit Éric Faille und François Beauchemin hat Olten zwei neue Ausländer als Center verpflichtet. Wie beurteilst du diese beiden?

Das kommt sicher gut. Éric Faille kennt das Schweizer Eishockey bereits und er hat schon in den Vorbereitungsspielen abgeliefert. Er wird dem EHCO sicher ganz toll helfen können. Bei François Beauchemin braucht es sicher noch ein bisschen mehr Zeit. Er ist neu in der Schweiz und hat sicher noch Luft nach oben. Man hat aber schon in der Vorbereitung gute Ansätze gesehen. Das kommt sicher auch gut.

In den letzten Jahren hatte man manchmal das Gefühl, dem EHC Olten ginge nach dem guten Meisterschaftsstart in den Playoffs jeweils etwas «de Schnuf us». Wie kann das verhindert werden?

Das ist in der Tat ein grosser Spagat. Es ist natürlich Aufgabe des Trainerstabs, mit der Mannschaft so zu arbeiten, dass man nicht zu früh zu gut ist. Umgekehrt verlangen die Fans in Olten halt auch Resultate. Ich bin aber überzeugt, dass in dieser Saison mit dem breiten Kader vieles möglich sein wird.

Ein grosser Unterschied zur letzten Saison: der SC Langenthal fehlt. Es wird keine Derbys mehr geben. Wie sehr werden dir diese fehlen?

Die werden mir sehr fehlen. Es ist sehr schade, dass der SCL nicht mehr in der Swiss League mitspielt. Und fehlen werden mir als Sport-Reporter natürlich vor allem die Derbys. Das waren die Spiele, von denen man immer schon weit im Voraus wusste, wann sie sind. So hatte man genügend Zeit, den SCL Sportreporter frühzeitig anzuzünden. Das wird extrem fehlen in dieser Saison.

Der EHC Olten hat sich als Ziel einen Platz zwischen eins und drei nach der Qualifikation gesetzt. Ist das realistisch?

Ich finde, das ist eine sehr realistische Zielsetzung. Man nimmt so etwas Druck raus und Platz eins bis drei ist ja auch absolut o.k. Es gilt auch in dieser Saison wie schon in den vorangehenden: Wenn der EHC Olten seine PS nur halbwegs aufs Eis bringt, dann werden sie sehr weit vorne mitspielen.

Lars Leuenberger sagte im Today-Interview, die Liga sei in dieser Saison ausgeglichener. Siehst du das auch so?

Das ist auch mein Eindruck. Ich bin überzeugt, dass es viele gute Swiss League Spiele geben wird. Da kann man sicher auch mal ein Spiel gegen ein Team schauen gehen, welches man in der letzten Saison noch nicht auf der Rechnung hatte. Und ich bin auch überzeugt, dass es die eine oder andere Überraschung geben wird.

Wie gross ist die Angst, dass es auch in dieser Saison für die Powermäuse am Schluss wieder nicht zum Titel reicht? 

Im Sport ist es halt so: Es gibt immer Gewinner und Verlierer. Der EHC Olten hat es halt in den letzten Jahren nie so ganz über die Ziellinie geschafft. Aber warum sollte es nicht jetzt in der kommenden Saison gelingen? Der Club, das Umfeld, die Fans und die Community haben alles dafür gegeben. Es ist angerichtet. Jetzt sind die Spieler auf dem Eis in der Pflicht.

Der «Chübu» gehört jetzt endlich mal nach Olten?

Unbedingt! Der Pokal gehört jetzt einfach nach Olten. Der EHCO ist nun schon so lange mit vorne dabei in der Swiss League. Der Club, das Umfeld und die vielen treuen Fans hätten es nun einfach auch einmal verdient, dass man die Meisterschaft mal in Olten feiern kann.

Es ist ganz wichtig: Es ist nun definitiv Zeit, dass der Pott nach Olten kommt. Es kann ja nicht sein, dass ein Restaurant der einzige «Chübu» ist, den es in Olten gibt.

Denken wir zum Schluss noch etwas weiter: Wäre der EHC Olten fit für einen Aufstieg in die National League?

Das ist noch ein weiter Weg. Zuerst müsste man mal den Swiss League Titel schaffen. Wenn es aber mal so weit wäre und der EHCO die Auf- und Abstiegsspiele bestreiten könnte, dann bin ich überzeugt, dass dann noch einmal ein riesiger Schub durch die Region gehen würde. Dann wäre sicher sehr vieles möglich.

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veröffentlicht: 15. September 2023 05:45
aktualisiert: 15. September 2023 10:43
Quelle: 32Today

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