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Darum fällt das Solothurner Ton an!-Festival in diesem Jahr aus

Ton aus!

Nicht divers genug: Das «Ton an!» Festival findet in diesem Jahr nicht statt

27.06.2023, 14:09 Uhr
· Online seit 27.06.2023, 12:29 Uhr
Nach drei erfolgreichen Ausgaben hatte sich das «Ton an!» Festivalkomitee für die vierte Ausgabe das Ziel gesetzt, mehr Diversität auf die Bühne zu bringen. Weil man diesem Anspruch bislang nicht gerecht werden konnte, fällt die diesjährige Ausgabe ins Wasser. Doch ist das der richtige Weg?
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Künstlerinnen und Künstlern mit verschiedenen Hintergründen eine Bühne zu geben, das hatte sich das Organisationskomitee des «Ton an!»-Festivals in Solothurn für die Ausgabe in diesem Jahr als Ziel gesetzt. Nach einigen erfolglosen Booking-Anfragen habe man festgestellt, dass dieses Vorhaben deutlich mehr Vorlaufzeit benötige als erwartet, heisst es auf der Fesitval-Website.

Weil man dennoch nicht vor habe vom eigenen Anspruch abzuweichen, wurde das Festival nun abgesagt. Doch tut man damit wirklich sich selbst und vor allem den Künstlerinnen und Künstlern einen Gefallen? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, jungen Musikschaffenden aus der Region dennoch eine Möglichkeit zu geben sich ins Rampenlicht stellen zu können?

«Wir haben Mist gebaut»

Mitorganisator Kaspar Rechsteiner ordnet ein: «Konkret gehen durch die Absage drei Auftritts-Slots verloren. Allerdings müssen wir auch darauf achten, dass das Programm in sich schlüssig ist.» Dazu gehört laut Rechsteiner, dass man das Line-Up dem Zielpublikum anpasst und natürlich auch, dass das Budget eingehalten wird. Finanzielle Aspekte spielten also durchaus auch eine Rolle bei der Absage. Ausserdem wolle man den eigenen Werten treu bleiben: «Wir stehen zu unseren Werten und versuchen dann nicht, schnell irgendetwas zurecht zu zimmern. Letztlich ging uns auch einfach die Zeit aus. Da haben wir Mist gebaut, aber auch unsere Lektion gelernt», ordnet Rechsteiner weiter ein.

Diversität weiter ein grosses Problem

Es ist beachtenswert, dass man bei den Organisatorinnen und Organisatoren ihren Prinzipien treu bleiben möchte. Sieht man sich nämlich die Line-Ups anderer, grosser Festivals in der Schweiz an, muss man sich zwangsläufig die Frage stellen, ob sich diese nicht auch stärker für Diversität in ihren Programmen einsetzen sollten.

Frauen sind nach wie vor unterrepräsentiert in der Schweizer Musikszene, das zeigen die Statistiken von den grossen Openairs in diesem Jahr. Insgesamt standen dort bei 31 Headlinern nur zwei Frontfrauen auf der Bühne.

Das Ton an! möchte zeigen, dass dies auch anders geht. Man wolle nicht den bequemen Weg gehen, sagt Rechsteiner. Auch wenn das bedeutet, dass man «eben mal auf die Schnauze fällt». Dennoch findet er: «Die Diversität erhöht letztlich die Qualität des Festivals. Statt einer weiteren ‹Dorfkilbi›, an der man sich nicht wirklich wohlfühlt, geben wir so auch wirklich allen Künstlerinnen und Künstlern querbeet die Chance, sich vorzustellen.»

veröffentlicht: 27. Juni 2023 12:29
aktualisiert: 27. Juni 2023 14:09
Quelle: 32Today

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