Schülerinnen und Schüler montieren Solarpanels

«Es ist eine Abwechslung. Eigentlich ist es richtig cool», sagt Diana. Die Schülerin aus Selzach arbeitet an diesem Vormittag zusammen mit anderen Neuntklässlern auf dem Dach des Werkhof- und Feuerwehrgebäudes. Dort werden Solarpanels für eine grosse PV-Anlage installiert. Die Schülerinnen und Schüler helfen dabei unter Anleitung von Fachleuten mit.

Die Arbeit auf dem Dach gehört zur Projektwoche «Jugendsolar», welche die Schule zusammen mit Solafrica organisiert. Mit dieser aussergewöhnlichen Schulwoche soll bei den Jugendlichen das Interesse und das Verständnis für Energiefragen geweckt und gestärkt werden.

Arbeit auf dem Dach, Workshops im Schulhaus

Neben der Arbeit auf dem Dach gehören auch Workshops zur Projektwoche. In diesen werden kleine Solar-Modelle gebaut oder man übt, über Energiethemen zu diskutieren. «Für mich war der Diskussionsworkshop das coolste bisher», sagt Jelena. «Da konnte man mal seine Meinung sagen oder Pro und Contra Standpunkte vertreten.»

Auch die Lehrpersonen finden die Woche cool

Auch für Gabriela Engesser ist die Arbeit auf dem Dach eine besondere Erfahrung. Sie arbeitet normalerweise als Heilpädagogin an der Sekundarschule Selzach und begleitet heute die Gruppe der Schülerinnen und Schüler bei ihrem Solar-Einsatz. «Ich finde das megacool. Man lernt so die Schülerinnen und Schüler von einer anderen Seite kennen. Man kommt mit ihnen ins Gespräch und erlebt sie mal ganz anders», sagt sie. Die Jugendlichen würden auch sehr gut mitmachen bei der Projektwoche. «Wir sind sehr überrascht, wie gut alles klappt und wie gut ihnen die Abwechslung tut», sagt sie weiter.

Die beiden Schülerinnen der neunten Klasse wissen bereits, was sie nach der Schule machen werden. Jelena geht ins Gymnasium, Diana macht eine Lehre als medizinische Praxisassistentin. Einen Job wie jetzt auf dem Dach können sich beide nicht vorstellen für sich. Es sei aber spannend zu sehen, wie so eine Solaranlage installiert werde, sagen die beiden.

Es fehlen 20'000 Fachpersonen im Solarbereich in der Schweiz

In der Schweiz würden in den nächsten Jahren 20'000 Fachpersonen im Solarbereich fehlen, sagt Retze Koen. Er ist der Projektleiter von Solafrica in Selzach. «Für die ganze Energiewende, also inklusive Windenergie, Wärmedämmung, Geothermie und so weiter fehlen rund 300'000 Fachkräfte», sagt der Holländer weiter. Deshalb sei es wichtig, dass die Ausbildung intensiviert und ausgebaut werde – zum Beispiel mit den neuen eidgenössichen Lehren als Solarmonteur oder Solarinstallateur, welche ab dem neuen Schuljahr angeboten würden.

Projekte wie «Jugendsolar» hätten deshalb auch das Ziel, solche Berufe und Tätigkeiten bei den Jugendlichen bekannter und beliebter zu machen. Dazu möchten die Verantwortlichen auch, dass sich die jungen Leute mit der Energiewende vertraut machen und verstehen lernen, warum dies so wichtig sei, sagt Koen weiter.

Die Jugendlichen sind keine billigen Arbeitskräfte

Es sei aber ganz sicher nicht so, dass die Schülerinnen und Schüler als billige Arbeitskräfte für die Installation der Solaranlage auf dem Werkhofdach eingesetzt würden. «Der Aufwand für die regionale Installationsfirma ist bei so einem Projekt grösser als normal. Die Jugendlichen müssen angeleitet, begleitet und instruiert werden», sagt Retze Koen.

Wenn die Solaranlage auf dem Dach des Mehrzweckgebäudes des Werkhofs und der Feuerwehr in Selzach fertig gebaut ist, dann liefern die 378 Module ungefähr 160'000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Damit könnte ein Elektroauto rund 800'000 Kilometer weit fahren. Das ist rund 20 Mal um die Welt.