Als Fan des EHC Olten gibt es aktuell wenig auszusetzen an dem, was auf dem Eis geboten wird. Die Powermäuse führen die Tabelle in der Swiss League nach 14 Runden souverän an, mit elf Siegen und nur drei Niederlagen. Erst ein einziges Spiel ging nach 60 Minuten verloren. Besonders der Kanadier François Beauchemin beeindruckt, er hat nun in fünf Spielen nacheinander einen Doppelpack geschnürt - eine Leistung von hohem Seltenheitswert.
Auch die beiden vergangenen Spielzeiten waren gut, schaffte es der EHCO doch zweimal in den Final. Dort waren Kloten und La Chaux-de-Fonds stärker - aber die Mannschaft unter Trainer Lars Leuenberger machte definitiv mehr Freude als Kummer.
Herrscht Wohlstandsverwahrlosung?
Dennoch: Das Umfeld und die Fans sind zurückhaltend - nicht erst in dieser Saison. Schon die Finalspiele gegen La Chaux-de-Fonds im Frühling waren nicht ausverkauft. Das Oltner Tagblatt schrieb kürzlich, die Fans in Olten seien "wohlstandsverwahrlost", also schlicht und einfach zu verwöhnt. Am Auswärtsspiel in La Chaux-de-Fonds am letzten Sonntag wurden im Gästesektor gerade einmal elf grün-weisse Fans gezählt.
Der Oltner Andreas Hagmann, Kommentator beim Sportsender MySports, spürt die Zurückhaltung ebenfalls. «Es ist alles etwas verhalten, die Erwartungen des Publikums sind nach den Leistungen der letzten Jahre sehr hoch». Dafür gebe es gute Gründe, Olten sieht sich als Spitzenteam in der Swiss League. «Top-Leistungen werden als normal angesehen».
Verlust verunsichert
Vielleicht habe die Zurückhaltung auch zu tun mit den tiefroten Zahlen, die der Klub fürs letzte Jahr ausweisen musste. Das habe viel zu reden gegeben, sagt Hagmann. Man weiss nicht so genau, wie lange die Geldgeber den EHC Olten noch alimentieren. «Ein so hohes Defizit wie in der letzten Spielzeit mag es vielleicht nicht noch einmal leiden.»
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Dazu fehlen in der Liga mittlerweile attraktive Gegner, wie es früher Lausanne, Langnau, Kloten und vor allem auch Erzrivale Langenthal waren. «Diese Spiele hoben das Niveau vor allem emotional auf ein ganz anderes Niveau, als wir es heute erleben», sagt Hagmann. Die Attraktivität der Swiss League sei generell gesunken.
Fankurve stark verjüngt
Allen Umständen zum Trotz: Wenn eine Fankurve in Form ist und Stimmung macht, können sie ein ganzes Stadion mitreissen, sogar wenn es sportlich einmal nicht ideal läuft. Auch dort hapert es aber im Moment, unter den Hardcore-Fans im Kleinholz tun sich Lücken auf. Er sei zwar nicht sehr nahe dran, aber sicher habe sich die Fankurve stark verjüngt. «Es fehlen ein paar starke Figuren, die Capos», sagt Hagmann.
«Das Oltner Publikum ist gross und treu, aber die Stimmung entsteht nur in der Kurve», sagt Hagmann. «Die Unterstützung müsste und sollte wieder wachsen.»
Es braucht etwas Grosses
Auf die Mannschaft habe die leichte Unruhe im Umfeld wenig Einfluss, glaubt Hagmann. «Gerade für neue Spieler ist es aber schon gewöhnungsbedürftig, wenn man stark spielt, zweimal ein Finale erreicht, und trotzdem will keine Euphorie aufkommen.» In Olten wolle das Publikum zuerst Leistung sehen, dann erst taue es auf.
Es müsse in Olten etwas Grosses passieren, damit die Emotionen wieder einmal in die Höhe schiessen: ein Meistertitel und Aufstiegsspiele, sagt Hagmann. Das wiederum setze die Mannschaft unter Druck und so entstehe ein Teufelskreis.
Die Mannschaft kann derweil nicht viel mehr tun, als auf dem Eis ihren Job zu machen, die Qualifikation solide zu spielen und im Februar für die Playoffs bereit zu sein. Zum nächsten Mal beweisen, dass sie den uneingeschränkten Support verdient hat, kann sie am Freitagabend gegen die zweitplatzierten GCK Lions.