Auf dem Areal der früheren Papierfabrik Utzenstorf verkehrsintensive Logistik anzusiedeln - diesen Plan kritisieren vor allem die benachbarten Solothurner Gemeinden seit Langem. Denn einen grossen Teil des Lastwagenverkehrs in Richtung Autobahn hätten sie zu ertragen.
Dennoch hat das Regierungsstatthalteramt Emmental das Bauvorhaben von Digitec in erster Instanz bewilligt. Doch die Gegner kündigten an, diesen Entscheid anzufechten. Für sie muss das Projekt zuerst im bernischen Richtplan verankert werden, weil es von kantonaler Bedeutung sei, nicht nur von regionaler.
Etappensieg für die Gegner - oder mehr?
Dass nun der Kanton Bern in zweiter Instanz das Baubewilligungsverfahren sistiert, ist für die Gegner ein Etappensieg. Einer der lautesten Kritiker, Gerlafingens Gemeindepräsident Philipp Heri, ist positiv überrascht. «Ich hätte überhaupt nicht damit gerechnet, dass schon der Kanton Bern das Projekt sistiert», sagt er auf Anfrage.
Der Kanton Bern muss nun eine zeitintensive Ehrenrunde drehen und das Projekt im Richtplan verankern. In diesem Verfahren kann auch der Kanton Solothurn mitreden. Aus dem nördlichen Nachbarkanton war die fehlende Mitbestimmung zuletzt immer lauter kritisiert worden. Am Schluss muss der Richtplan des Kantons Bern vom Bundesrat genehmigt werden.
Die Frage ist allerdings, ob die Migros Aare als Grundbesitzerin die Geduld aufbringt zu warten, bis die bernischen Behörden diese langwierige Anpassung des Richtplans durchgezogen haben. Denn Digitec braucht das Logistikcenter lieber gestern schon als morgen, der Online-Handel in der Schweiz floriert. Deshalb wurde zuletzt darüber spekuliert, ob Digitec auf das Solothurner Gäu ausweicht, auf eine Parzelle an der Grenze der Gemeinden Neuendorf und Egerkingen. Das Land dort ist bereits eingezont.
Migros hält an Utzenstorf fest
Die Migros Aare als Grundeigentümerin sagt auf Anfrage, sie und die Bauherrschaft akzeptierten die Sistierung. Man sei zuversichtlich, dass der Bau bewilligt werde. Die Migros-Gruppe erwarte weiterhin starkes Wachstum im Online-Handel und suche nach weitern Möglichkeiten zum Ausbau des Logistiknetzes.
Eine der Optionen sei dabei die Parzelle in Neuendorf/Egerkingen. Utzenstorf spiele aber nach wie vor eine zentrale Rolle in diesen Ausbauplänen.
«Das Areal der Natur zurückgeben»
Philipp Heri wäre es am liebsten, wenn das Areal in Utzenstorf der Natur zurückgegeben würde. Es sei für Logistiknutzung schlicht zu weit weg von den A1-Autobahnanschlüssen in Kirchberg und Kriegstetten. Wenn Utzenstorf auszont, könne man stattdessen in der Nähe der Autobahneinfahrten ein Gebiet einzonen, denn er sei nicht grundsätzlich gegen Logistikbauten. Ein solcher «Zonentausch» über Gemeindegrenzen hinweg ist allerdings äusserst kompliziert, wie die Erfahrung zeigt.
Die Sistierung des Bauprojekts durch den Kanton Bern biete jedenfalls die Chance, einen Schritt zurückzugehen und noch einmal anzuschauen, ob Utzenstorf tatsächlich der richtige Standort für die geplante Nutzung sei, sagt Heri.
(mj)
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